Mt 18,1-5 : Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder….

Bibel hautnah

Unter dieser Rubrik möchten wir uns mit Ihnen in unregelmäßigen Abständen Zeitthemen nähern und sie mit Stellen der Bibel verknüpfen – in mitunter unkonventioneller Deutung. Aber immer nah am Zeitgeschehen und damit auch an uns Menschen. Bibel hautnah eben.

Mt 18,1-5 : Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder….

Das ist die Antwort Jesu auf die Frage der Jünger, wer der Größte im Himmelreich sein wird. Wenn Ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder! Solange Ihr solche Fragen stellt, solange ihr noch nach dem ersten Platz, der größten Macht, der größten Bedeutung strebt – no chance für Euch.
Jesus fordert eine Umkehr, dahin zurück, wo wir noch unverdorben waren, von äußeren Einflüssen, von Prägungen, Identifikation mit wichtigen Bezugspersonen und Erziehung. Also ganz weit zurück, zurück in den unschuldigen Zustand, in dem wir ganz von anderen abhängig waren und nur darauf vertrauen konnten, dass es gut wird. Dass wir den Menschen um uns herum vertrauen können.

 

Das hört früh auf, viel zu früh, bei fast allen. Nobody is perfect – auch Eltern nicht. Das prägt die Kinder. Manche kommen ganz gut durch die weiteren Schritte, manche eher halbwegs, andere gar nicht. Letztere bleiben meist schon früh stehen – werden Depressionsgefährdete oder retten sich aus Angst und Ohnmacht (incl. ohnmächtiger Wut) in Größenphantasien. Der Ort dafür: das zweite Lebensjahr.
Wenn´s ganz dumm läuft, glaubt der zweijährige Größenphantast auch als Erwachsener noch, er hätte das Recht und die Macht, über das Leben anderer zu entscheiden, im Extrem zu entscheiden, ob der andere leben darf oder sterben muss. Massenmörder, Kalifatsträchtige oder Kriegstreiber kommen nicht als solche auf die Welt. Sie werden dazu. Weil sie in ihren Größenphantasien fixiert bleiben, ohne die sie ihre frühe Angst und Ohnmacht nicht aushalten können. Da ist nicht einmal Lust dabei, wie bei einem ordentlichen Sadisten (eine andere kranke, frühe Ausdrucksform des Umgangs mit Macht), weil ja überall der Einbruch lauert, der ein totaler Zusammenbruch wäre. Deshalb die logische Folge: immer mehr Macht, immer brutaler, immer „allmächtiger“. Es reicht nie! Umkehr ist nicht möglich.

Sie können nicht umkehren, weil sie immer Kinder geblieben sind. Leider nicht im Urzustand, sondern in ihrer Pseudoallmacht. Davon ließen/lassen wir uns im Zweifelsfall regieren, weil wir auf ihre Größenphantasien hereinfallen – von Zweijährigen! Und nur die Kinder erkennen, dass des Kaisers neue Kleider nur Fake sind. Real nur sein Armeearsenal, auf dem alles aufbaut oder scheitert, das entscheidet, ob einer seine Größenphantasien weiterspinnen kann oder auf das zurechtgestutzt wird, was er ist: Ein kleines, ohnmächtiges, ängstliches und wütendes Kind.

Dabei wäre alles so leicht zu durchschauen, wenn wir uns nicht so blenden ließen: Echte Macht schafft immer Gutes (das kennen wir von Gott und seiner ursprünglichen Schöpfung– „er sah, dass es gut war“), die Pseudomacht ist immer auf Zerstörung anderer aus (des imaginierten Feindes), schadet dabei letztlich aber immer auch sich selbst. Solange bis sie zusammenbricht. Das geht nicht ohne Druck von außen. Der einfache Weg zurück ins ganz frühe Kindsein ist ihnen verschlossen, der Weg zum reifen Erwachsenen sowieso. Kein Vertrauen, nur Angst und ohnmächtige Wut, keine Liebe. Tragisch für sie, noch tragischer, was sie anrichten.

Du sollst keine anderen Götter neben mir haben – dieses Gebot aus dem Dekalog versteht sich da von selbst und bekommt auf tragische Weise Fleisch. Leider denkt das auch der Größenphantast: Es soll keine anderen Götter neben mir geben. Der feine, aber wichtige Unterschied: Bei Gott dient es dem Menschen, beim Pseudogott nur sich selbst. Bis er darüber stürzt!

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