Herz-Jesu-Missionar sein heißt sich entwickeln

Das war nicht immer so.

Einer unserer früheren Provinziale prägte den Satz: „Ein Herz-Jesu-Missionar kann alles“ – auch ohne Ausbildung. Die Realität hat diese Größenphantasie, die vermutlich aus der pastoralen Not entstanden ist, recht schnell zerlegt. Sie entspricht auch nicht unserem Charisma, denn in Beziehung sein ist eine ständige Herausforderung an die eigene Entwicklungsbereitschaft und -fähigkeit als Mensch. Und jede Zeit stellt auch andere Anforderungen an die je eigene Fähigkeit, mit Menschen zu leben, zu arbeiten und Gemeinschaft zu gestalten. Deshalb steht auch in unseren Konstitutionen:
Die Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu erhalten jedwede Ausbildung, die für die Entwicklung des Einzelnen als glaubenden Menschen und für den Dienst an anderen notwendig ist. (Konst.73) Die Ausbildung hat auf allen Ebenen eine menschliche, geistige und pastorale Ausrichtung. (Konst.76)

Deshalb dauert die Ausbildung des Herz-Jesu-Missionars auch fünf bis sieben Jahre – bis dann die „ongoing formation“ einsetzt. Und das alles auch immer in Theorie und Praxis, denn die Liebe drückt sich ja vor allem im Tun aus.

Der Sinn unseres Noviziats besteht nicht nur in der Einübung in eine äußere Ordnung,
sondern in der völligen Umgestaltung des inneren Menschen.

P. Chevalier

Hast du Herzklopfen?

Eine wichtige Frage für uns Herz-Jesu-Missionare. Das sollen wir sein, wenn es nach unserem Gründer P. Jules Chevalier (1824–1907) geht:

Männer, deren Herz klopft im Angesicht Gottes.

Männer, deren Herz klopft im Angesicht der Menschen.

Männer, die das weitertragen wollen, damit es auch anderen warm ums Herz wird.

Das kann man leicht verwechseln, das kann sich auch vermischen, v.a. wenn man das eine, die Liebe, möchte und auch versucht und das andere, die Angst, aus den Tiefen des eigenen Unbewussten störend hervordrängt und alles blockiert.

Vor allem zu Dir selbst? Kannst Du auch anderen vertrauen? Trotz mancher Enttäuschung? Bist Du bereit, das Risiko immer wieder neu einzugehen?

Kannst Du auch dem vertrauen, den Du nicht siehst? Vertraust Du der Botschaft? Wagst Du Dich auf den Weg, Erfahrungen mit Gott zu machen und nicht nur Kenntnisse zu erwerben?

Das umschreibt wohl am besten unser Charisma, das ganz dem verwundeten Herzen Jesu verschrieben ist, das selbst im Tod, durchbohrt am Kreuz, nicht aufhört, Leben und Liebe zu schenken. Weil es gar nicht anders kann.

Das umschreibt gleichzeitig sehr gut die Herausforderung, die auf diesem Weg in unserer Gemeinschaft auf den Einzelnen wartet.

Und es umschreibt ebenfalls bestens den Ort des Scheiterns. Des Scheiterns an den eigenen Möglichkeiten, dies immer – oder wenigstens immer wieder neu – real ins Leben zu bringen. In der Beziehung zu Gott, zu den Menschen, in der eigenen Gemeinschaft.

Am Scheitern kann man verzweifeln. Oder es weckt die Sehnsucht, sich von Gott dahin verwandeln zu lassen. Und den unbändigen Willen, sich nicht von diesem Weg abbringen zu lassen: ein Liebender zu werden. Das sind die Menschen, die wir sein oder werden möchten. Das sind die Menschen, die wir suchen, um mit uns gemeinsam diesen Weg zu gehen. Männer mit Herz. Oder eben Männer, deren Herz irgendwann auf ihrem Lebensweg verloren gegangen ist oder beschädigt wurde und die eine große Sehnsucht haben, es wieder zu finden und Heilungswege zu gehen. Mit sich und mit anderen.

Wie sehen die Schritte aus?

Als junger Mann (jung ist dabei keine Alters-, sondern eine Herzensfrage), der sich für uns interessiert, wenden Sie sich einfach an den Ansprechpartner des Ordens für Berufepastoral (> Kontakte). Er wird das ein oder andere Gespräch mit Ihnen führen und Sie dann zum beiderseitigen Kennenlernen in eine unserer Kommunitäten einladen.

Die eigentliche Ausbildung beginnt mit dem Eintritt ins Pränoviziat in einem Haus der Provinz, das normalerweise etwa ein Jahr dauert.

Dem schließt sich ein einjähriges, in der Regel gesamteuropäisches Noviziat an, an dessen Ende die ersten zeitlichen Gelübde abgelegt werden können. Da „der Sinn unseres Noviziats nicht nur in der Einübung in eine äußere Ordnung, sondern in der völligen Umgestaltung des inneren Menschen“ besteht (P. Chevalier, 1891), ist dies eine Zeit v.a. des spirituellen und menschlichen Wachstums.

Frühestens nach einer weiteren dreijährigen Phase des Studiums oder der Pastoral kann dann die dauerhafte Bindung an den Orden in den ewigen Gelübden geschehen. Sie sind Voraussetzung für eine evtl. Weihe zum Diakon und Priester.

Die Ausbildung zum MSC soll dazu befähigen, als spirituell und menschlich gereifte Persönlichkeit immer mehr in die Beziehung zu Gott zu finden, als Voraussetzung dafür, auch andere Menschen, v.a. die, die in Not und Unterdrückung leben, mit Güte und Freundlichkeit dahin begleiten zu können: durch sorgende Zuwendung, Befreiung von Angst und konkreten Einsatz für Gerechtigkeit. Gleichermaßen beinhaltet der Auftrag des MSC, auch die Herzen derer zu wandeln, die andere bedrängen und unterdrücken. (Konst 12/13/22)

Am Ende der Ausbildung eines MSC stehen das Leben und der Einsatz als Priester oder als Bruder:
Für Priester ist eine philosophisch-theologische und pastorale Ausbildung obligatorisch. Spezialisierende Weiterbildungen sind zur Förderung der je eigenen konkreten Berufung möglich und auch erwünscht.
Auch Brüder erhalten nach dem Noviziat Zusatzqualifikationen, die ihnen ermöglichen, ihre je spezifische Berufung konkret ins Leben zu bringen. Getreu der Mahnung P. Chevaliers, dass es nicht wichtig ist, was wir tun, sondern wie wir es tun, steht dafür ein weites Feld zur Verfügung. Das Heil des Menschen ist in vielen Bereichen gefährdet und braucht kompetente Begleitung und Hilfe.

Qualifikationen und praktische Erfahrungen, die vor dem Eintritt in den Orden erworben worden sind, finden bei der ordensinternen Ausbildung natürlich Berücksichtigung. Das bedeutet auch, dass die konkrete Ausbildung innerhalb des o.g. Rahmens individuell sehr variieren kann.

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Novizen erzählen ...

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Erste feierliche Gelübde

Am Dienstag, den 15. August 2017, gingen fünf Novizen der MSC den nächsten Schritt auf ihrer missionarischen Reise, als sie im Myross Wood House/Cork, ihre erste feierliche Profess ablegten. Zu diesem ganz speziellen Ereignis kamen zahlreiche Herz-Jesu-Missionare.

Rosique

Frt. Jaime Rosique MSC

*1979 in Spanien, spanische Provinz

Cloverhill, das Gefängnis in Cork – irgendwie spürte ich deutlich, dass dies der Ort war, an den mich Gott nun schicken wollte. Nicht zum ersten Mal stand ein Gefängnis als Praktikumsort zur Wahl, aber erst dieses Mal nahm ich den Hinweis ernst!

Arche

Frt. Giacomo Gelardi MSC

*1981 in Italien, Irische Provinz
Die Arche “Le Cheile” in Cork war das Beste, was mir als Praktikumsort passieren konnte. Schon als sich die Tür öffnete, wurde ich von den Menschen, die hier ihr Leben teilen, herzlichst und liebevoll willkommen geheißen, mit lachenden Gesichtern und spürbarer Freundschaft.

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Frt. Daniel Filipek MSC

*1980 in der Slowakei, Südd.-österr. Provinz
Nach zehn Monaten im Noviziatshaus in Myross Wood bekamen meine MSC Mitbrüder und ich die Gelegenheit zu einem pastoralen Praktikum. Für mich hieß das drei Wochen in Cuan Mhuire, einer therapeutischen Einrichtung der MSC für Suchtkranke in Dublin.