Geschichte der Süddeutsch-Österreichischen Provinz

Die„Österreichisch-Oberdeutsche Provinz“ (in den Grenzen von Österreich und Bayern) wurde am 6. Februar 1925 um 11.00 errichtet. In einem offenbar ziemlich nüchternen Akt: Zusammenläuten der Mitbrüder, Verlesung des Gründungsdekrets, Segen, Ende. Das entspricht so gar nicht der Feierkultur der MSC, geschweige denn dem Auftrag des Gründers in den Konstitutionen, der uns das gemeinsame Feiern sehr ans Herz gelegt hatte. Aber vielleicht waren ja alle nur froh, dass der lange Vorlauf endlich ein Ende fand.

Auch unsere Provinz hat ihre Entstehung bei genauer Betrachtung der Vertreibung aus Frankreich 1880 zu verdanken. Aus dem 1882 errichteten Haus in Tilburg/Niederlande erreichten die sog. „Monatshefte“ ab 1883 auch Deutschland und machten die MSC dort bekannt. 1885 reisten zwei Patres (P. Jouet und P. Ilge) zum Katholikentag nach Münster, um für die Mission in Papua zu werben. Sie rannten offene Türen ein. Die Missionsbegeisterung im katholischen Münsterland war groß. Leider nicht so in Berlin, das noch ganz im Kulturkampf steckte und keine Genehmigung für eine Neugründung geben wollte. Rein politisch hätte es Sinn gegeben, denn Papua, in dem bereits französische und niederländische MSC arbeiteten, war zu diesem Zeitpunkt „deutsches Schutzgebiet in der Südsee“ – so euphemistisch nannte man damals die Kolonien. Deutsche Missionare hätten dort möglicherweise ein stabilisierender Faktor für die Interessen Preußens sein können. Aber im Kulturkampf war die katholische Kirche so etwas wie der Antichrist für die staatlichen Organe. Da ging gar nichts. Zwei Jahre vergebliche Liebesmüh, um die Haltung der Regierung zu ändern.

Im Süden standen die Chancen besser. Ein Förderer, Herr Appel aus Burgkunstadt (vielen Dank liebe Oberfranken!), lud die MSC im Frühjahr 1887 ein und hatte auch schon ein entsprechendes Objekt an der Hand. Deshalb bat P. Chevalier einen Mitbruder (P. Barral), „ins Land der Franken zu fahren“, das Objekt zu prüfen, oder aber (dann zusammen mit P. Ilge) die Suche weiter nach Süden auszudehnen. An deren Ende kamen die beiden – nach vielen anderen, vergeblich besuchten Orten nach Salzburg. Das war am 23.6.1887 – der eigentliche Beginn der hindernisreichen Gründungsgeschichte, ausgehend von einem Gut mit dem Namen Schönleiten. Fürsprecher und Widersacher hielten sich die Waage, aber am 7.Januar 1888 kam das kaiserliche Placet. Die Fürsprecher hatten die besseren Beziehungen gehabt, der widerständige Kultusminister „kapitulierte“.

Der Rest der Geschichte bis 1925, dem Jahr der Gründung der Provinz, ist „zu wechselvoll“, man könnte auch sagen zu chaotisch, um sie hier zu verewigen. Die Entwicklungsdynamik war einfach sehr stark: Schon 1897 musste von der erst drei Jahre vorher gegründeten „Nordischen Provinz“ (mit Belgien, den Niederlanden und Deutschland) die „Deutsche Provinz“ (mit Sitz in Hiltrup/Münster) abgetrennt werden. 1925 erfolgte die erneute Trennung in eine norddeutsche und eine süddeutsch-österreichische Provinz. Entsprechend wurden auch die Ausbildungsstrukturen hin und her verlegt.

Ein paar für uns typische Anekdoten aus dieser Zeit finden sie unter Niederlassungen/Salzburg-Liefering.

Die Errichtung der neuen Provinz war der Startschuss für eine große Blüte und viele Missionswerke, aber auch für einen hohen Blutzoll: ob in der Südsee (Papua-Neuguinea und ca. 1500 Inseln im Pazifik), in China, im früheren Zaire (heute: Demokratische Republik Kongo). Ungewohnte Krankheiten, kriegerische Auseinandersetzungen oder schlicht kriminelle Handlungen (Überfälle, Raubmorde etc.) forderten viele Menschenleben.

Aus der Missionsarbeit der MSC entstanden zwei neue Diözesen, Rabaul auf Papua (heute geleitet vom bisher einzigen MSC-Kardinal John Ribat) und Bokungu-Ikela im Kongo. Beides waren und sind zähe Geschichten, sicher wegen der nach wie vor schwierigen äußeren Umstände, noch mehr aber wegen des Geisterglaubens in beiden Regionen, gegen den und gegen die damit verbundene Angst die befreiende Liebe des Herzens Jesu einen schweren Stand hat. Wenn etwas über so viele Generationen in der Festplatte eingraviert ist, braucht es Zeit und Geduld – und authentisches Zeugnis. Schlicht: Hingabe. Auch des eigenen Lebens.

Wie auch in den später eingerichteten Missionen in Namibia, Ecuador und Brasilien. Insbesondere im Brasilien der Militärdiktatur (bis 1985) und der sozialen Spannungen zwischen reich und arm (bis heute), konnte und kann man ganz schnell sein Leben verlieren. Wo der Wert eines Lebens gegen Null geht… . Der Preis für einen bezahlten Mörder hängt von der Stellung des zu Tötenden ab und vom Risiko der Aktion. Für 20 € geht da schon viel. Die Kunst dabei ist es, nicht in Zynismus, den großen Bruder der Hilflosigkeit, zu verfallen, sondern an den Auftrag P. Chevaliers und des Herzens Jesu zu denken: an der Seite derer, die in Not sind, zu stehen und die Herzen derer zu verwandeln, die diese unterdrücken. Das wird noch viel Zeit und Mühe kosten. Das braucht auch in Zukunft Herz-Jesu-Missionare, die sich mit anderen zusammen dafür einsetzen.

Auch innerhalb der Grenzen der Provinz kam es zu einer ganz bunten Entwicklung, wenngleich mit einem Schwerpunkt auf Jugendarbeit: Schulen und Internate in Liefering, Donauwörth und Rebdorf (Eichstätt), Wohnheime für Schüler und Studenten in Linz, Bregenz, Ingolstadt und Innsbruck, Einrichtungen für „schwererziehbare Jugendliche“ in Gleink bei Steyr (OÖ), am Zellhof bei Mattsee (Nähe Salzburg) und Birkeneck (Hallbergmoos bei München), Pfarreien und Seelsorge (auch in der Slowakei und Kroatien), Wallfahrtsseelsorge in Donauwörth und Maria Kirchental (bei Lofer/Österreich), Exerzitienarbeit in Bad Kissingen, Innsbruck, Nitra (Slowakei) und der OASE Steinerskirchen (Nähe Ingolstadt), die als Bildungshaus der Provinz ein vielfältiges Programm für alle Altersgruppen anbietet (> Niederlassungen). Nicht zu vergessen: die vielen kleinen oder größeren Privatinitiativen einzelner Mitbrüder, die selten öffentlich werden. Damit das anders wird, gibt´s den Button „Wir MSC“. Einfach drücken und auswählen, um mehr zu erfahren, was im Stillen geschieht.