Unsere Liebe Frau vom Heiligsten Herzen Jesu

Der Anfang

Unsere Liebe Frau vom Heiligsten Herzen Jesu (ULF) ist eine Neuschöpfung P. Chevaliers. Bereits im Jahr der Anerkennung der Gemeinschaft der Herz-Jesu-Missionare durch Rom 1855 stand ihm dieses neue Bild Marias vor Augen und er betete schon zu dieser Zeit zu ihr unter diesem Namen. In Dingen, von denen er überzeugt war, dass sie sich durchsetzen werden, schon offiziell approbiert oder noch nicht, konnte er ziemlich zäh und stur – äh, beharrlich – sein.

Wozu diese Neuschöpfung?

Es gab zur Zeit P. Chevaliers bereits eine große Zahl verschiedener Namen, unter denen Maria verehrt wurde: Als Gottesmutter, als Himmelskönigin, aber auch als Maria von den sieben Schmerzen, als Trösterin der Betrübten, als Schutzmantelmadonna, als Mutter der Barmherzigkeit, Mutter vom großen Sieg, Mutter vom guten Rat und noch viele mehr. Manchmal waren sie bezogen auf eine Begebenheit (die brasilianische Aparecida  = die Aufgetauchte, Erschienene), manchmal einfach auf einen Ort, wie auch die späteren Bilder der Muttergottes von Lourdes oder von Fatima. ULF ist die einzige von Ihnen, deren Titel direkt mit Jesus in Beziehung steht.

Für P. Chevalier war es wichtig, Maria als die darzustellen, die – im Herzen miteinander verbunden – sich auch ganz mit der Mission ihres Sohnes verband. Mit der Mission, durch die Offenbarung der Liebe des Vaters im Himmel, die sich in Jesus und dessen Hingabe zeigt,  eine Erneuerung der Menschheit herbeizuführen. Maria sieht er in diesem Sinne als erste Missionarin der Liebe des Herzens Jesu.

Dieser eigentlich sehr sinnvolle Wunsch P. Chevaliers stellte allerdings schnell die Frage nach der inneren Bindung von Mutter und Sohn, spätestens nachdem er seine Neuschöpfung 1857 öffentlich gemacht und um Approbation in Rom nachgesucht hatte. Dazu trug schlicht schon die neue Gestalt bei.

Was? Wie?

Nun, wie sah sie aus? Im Unterschied zu allen bisherigen Darstellungen Marias als Mutter mit Baby oder Kleinkind steht bei ULF der 12-Jährige vor der Mutter. Beide deuten mit einer Hand auf das Herz des/der je anderen, um ihre innige Verbindung auszudrücken.
So weit so gut – hätte P. Chevalier nicht zu sehr die Macht der Mutter über den Sohn betont. Seine erklärenden Bezeichnungen „Herrscherin des Heiligsten Herzens“,  „Königin des Herzens Jesu“ und seine ausführenden Deutungen dazu, ließen eine grenzenlose Macht der Mutter über das Herz des Sohnes vermuten, so als habe Jesus gegenüber den Wünschen seiner Mutter keine freie Entscheidung mehr – nicht nur als Kind, sondern auch in seinem erwachsenen Leben und auch noch in der Ewigkeit.

Gerade zu den Krönungsfeierlichkeiten („Königin“) von ULF im Jahre 1869 erfolgte eine deutliche Warnung Roms, die Macht Marias nicht zu übertreiben und deutlich zu machen, dass Jesus Christus der einzige Mittler zwischen Gott und der Menschheit ist. P. Chevalier versuchte sich dadurch aus dem Dilemma zu retten, dass er Jesus Christus die absolute Allmacht Gottes zugestand, Maria die – erneut mehrdeutige – Allmacht der Fürsprache.

Aber letztlich half weder das noch seine Freundschaft mit dem damaligen Papst Pius IX.: Ab 1875 musste das Kind wieder auf den Arm der Mutter – was ja eigentlich viel mehr auch der Intention P. Chevaliers einer ganz engen Beziehung zwischen Mutter und Kind entsprach: Denn eigentlich ist der 12-jährige im Tempel  ja gerade der, der schon deutlich macht, dass es ihm auch um Ablösung von der Mutter geht. Und um Klarheit, wo er eigentlich hingehört, wohin er gehen wird und dass ihre Rolle da eine andere werden muss. So wie im richtigen Leben!

Vielleicht ist es gar nicht so weit hergeholt, dieses Paradox in seinem Denken lebensgeschichtlich zu deuten: In Zeiten wie damals, als Abhängigkeiten in und von der Familie noch viel stärker waren, als sie es heute sind, in einer Familie, in der die Mutter nicht nur für die Frömmigkeit, sondern auch für den Lebensunterhalt verantwortlich zeichnete, ist Ablösung von ihr vermutlich mehr ein Traum, denn Realität. Realität ist, dass ohne Mutter nichts geht. Interessanterweise verbindet sich das mit der Tatsache, dass es im Leben und Denken Pater Chevaliers sehr wohl ein großes Ringen und auch große Veränderungen in Bezug auf die Rolle Jesu und das Bild Gott Vaters gibt, die Rolle Marias – insbesondere in der Beziehung zum Sohn – aber seltsam starr und fixiert bleibt. Diese weiter zu entwickeln, blieb und bleibt seinen Nachfolgern vorbehalten.

Wie sieht ULF heute aus?

Auf jeden Fall ganz unterschiedlich.
Beide Varianten, mit Kleinkind auf dem Arm oder auf dem Schoß oder mit dem 12-jährigen vor ihr stehend, haben sich durchgesetzt. Im Unterschied zu den Statuen der Muttergottes von Lourdes oder von Fatima, die überall auf der Welt gleich aussehen, ist ULF überall anders. Sie inkulturiert sich, wird nicht nur verehrt, sondern wird Teil des eigenen Lebens der Menschen. Heute gibt es deshalb weltweit über 1200 verschiedene Varianten – und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Wir waren ja noch nicht überall! Wobei man ehrlich sagen muss, dass ULF nicht selten schon vor uns da war. Wie z.B. in Innsbruck, wo schon lange ihre Statue in der Servitenkirche stand, als noch niemand an eine Niederlassung der MSC dort dachte.

Das Schöne ist: Maria darf als ULF auch wachsen, darf Frau werden und muss nicht ewig Mädchen bleiben, so als habe sie mit der Geburt und den ersten Jahren ihre Aufgabe erfüllt. Besonders eindrücklich zeigt sich dies in der Herz-Jesu-Basilika in Issoudun, in der der Weg von der Mutter des Zwölfjährigen in der Apsis der Kapelle hin zur Mutter des Mannes am Kreuz im Altarbereich eindrücklich nachvollzogen werden kann. Dort steht Maria aktiv neben dem Kreuz, nicht gelähmt und passiv darunter, wie man es aus den meisten Darstellungen kennt. Sie ist mitten drin im Heilsgeschehen, ihre li. Hand deutet auf Jesus, während die re. Hand zu den Menschen zeigt, die sie einlädt zum Herzen Jesu zu kommen, bei dem sie ihr Heil finden werden. So ist sie uns Herz-Jesu-Missionaren Urbild und Vorbild für das Zentrum unserer Mission.

Kleiner Nachtrag

Die Andacht zu Unserer lieben Frau verbreitete sich rasend schnell. 1872 gab es bereits 18 Millionen Anhänger*innen in Frankreich. Über die Ursachen kann man streiten. Vielleicht bot sie wirklich nur einen starken Gegenpol zur sonst sehr männerzentrierten Gesellschaft, vielleicht war aber einfach die Sehnsucht aller groß nach einer neuen Herzlichkeit. Verständlich nach all den Jahren der Kälte, Not und Gewalt und dem Umbruch aller gesellschaftlichen Sicherheiten während der Revolution und danach. ULF gab Hoffnung, dass es anders werden kann. Herzlicher eben!

Woman of the Sacred Heart
James Maher MSC +

In you our flesh he had to come.
You grounded him upon our earth.
Your feet that walked, your womb that held,
your pain that brought this love to birth.
The Sacred Heart of him you held
can grieve and grow within the space,
of patient love and listening;
a mother’s choice, a mystic’s grace.

In your delight, in your despair,
the smallest choices of each day;
the cost to you, your hope-filled yes,
Your courage lived shows us the Way.
Our Lady of the Sacred Heart,
Eternal sign of God’s surprise,
in you we know the poor as blessed,
this world transformed before our eyes.

O Woman of the Sacred Heart,
you heard the words of Gabriel.
Pray we may hear the call of God
and come to meet Emmanuel.
His truth is witnessed in your face,
that he became and was and is
the Sacred Heart, the resting place;
our hearts forever held in his.