Die Chevalierfamilie

Schon von Beginn an war für P. Chevalier klar, dass seine Gemeinschaft aus drei Zweigen des gleichen Stammes bestehen sollte, die den gemeinsamen Missionsauftrag miteinander teilen, um eine möglichst großflächige Verbreitung der Liebe des Herzens Jesu zu gewährleisten:

1. Die Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu, Priester und Brüder die sich durch ihre Gelübde an den Orden binden.

2. Diözesanpriester, die sich durch ein Versprechen an die Gemeinschaft binden und deren Charisma vor Ort umsetzen, aber weiter unter der Autorität ihres Bischofs bleiben.

3. Der „Dritte Orden“ des Heiligsten Herzens Jesu, d.h. Laien, Männer und Frauen, die dort wo sie leben, einzeln oder in kleinen Gemeinschaften, am missionarischen Charisma und der Spiritualität des Ordens teilnehmen.

Da der Antiklerikalismus in Frankreich damals ausgesprochen stark war, schrieb er diesem dritten Ast die größten Chancen zu, weil dieser vom Misstrauen der Menschen gegenüber dem Klerus nicht betroffen war. Zudem konnten die Laien überall dort auftreten, wo das Erscheinen von Priestern und Ordensleuten mit (damals ja noch verpflichtendem) Talar oder Ordensgewand verboten war.
Diese neue Art von Ordensgemeinschaft wollte sich als Ordensleute, Priester und Laien gemeinsam der Mission stellen, geleitet von derselben Spiritualität und den gleichen Zielen, was damals innerkirchlich einmalig und wegen der üblicherweise stark hierarchischen Struktur zunächst völlig undenkbar war. Es bedurfte großer Überzeugungsarbeit, um 1877 die Anerkennung dieses Modells durch Rom zu erreichen.

Obwohl der 3. Orden 1904 fast 2000 Mitglieder in beinahe allen katholischen Ländern Europas zählte, ging die Idee P. Chevaliers in den neuen Konstitutionen von 1905 und 1907 zugunsten der Zentrierung auf den ersten Ast verloren. Auch eine Rückkehr zur Uridee des Gründers in den Konstitutionen des Jahres 2000 blieb unvollkommen, da man die MSC Laien konkret doch weiter eher als assoziierte Gruppe des Ordens sah und nicht als eigenständigen Zweig des MSC-Baumes. Es waren einzelne, meist nach dem 2. Vatikanischen Konzil gegründete Gemeinschaften französischen Ursprungs, die diese Idee später übernommen und konkret umgesetzt haben. Innerhalb der MSC gibt es dafür noch einigen Raum nach oben.

Am MSC-Baum wuchsen noch zu Lebzeiten P. Chevaliers zwei Frauengemeinschaften:

1. Die „Töchter Unserer Lieben Frau vom Heiligsten Herzen Jesu“ (FDNSC, auch bekannt unter ihrem engl. Kürzel OLSH) 1874 in Issoudun
2. Die „Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu“ (MSC) 1900 in Hiltrup (Münster)

Beide sind mit jeweils circa 1000 Schwestern in vielen verschiedenen pastoralen Aufgaben weltweit vertreten. Ganz nach dem Ordensmotto: Nicht was wir tun, sondern wie wir es tun…

Einige andere Frauengemeinschaften gehen zwar auf die Gründung durch Herz-Jesu-Missionare zurück, haben sich aber spirituell in andere Richtungen entwickelt und zählen sich selbst auch nicht zur Chevalierfamilie , z.B. die Missionarinnen Christ (MC) u.a.

Bemühen wir uns überall das Feuer seiner Liebe zu entzünden, um Egoismus und Gleichgültigkeit zu bekämpfen. Das ist das Ziel unserer kleinen Gemeinschaft.

Regel von 1857