Missionen der süddeutsch-österreichischen Provinz
Brasilien
1966 ging der erste MSC unserer Ordensprovinz nach Brasilien. Vom Beginn im eher reichen Süden des Landes arbeiteten sich die süddeutsch-österreichischen MSC Schritt für Schritt in den armen Norden und Nordosten vor, wo die wenigen aktuellen Missionare der Provinz auch jetzt noch leben und arbeiten.
Heute arbeiten wir gemeinsam mit einigen Mitbrüdern aus anderen Provinzen (Niederlande, Italien), aber natürlich vor allem mit den mittlerweile drei brasilianischen Provinzen (Curitiba, Rio de Janeiro, São Paulo) vor Ort zusammen. Im Nordosten Brasiliens liegt unseren Mitbrüdern vor allem die Arbeit mit der armen Landbevölkerung am Herzen. Sie fördern Brunnen- und Gartenprojekte, um den Menschen in dieser trockenen Region beim Überleben zu helfen. Zentrum ist in der Regel die Pfarrarbeit, aus der sich notwendige lokale Projekte entwickeln. Andere entstehen unabhängig von einer Pfarrei ganz einfach aus einer akuten Not heraus, die einen vielleicht ganz persönlich ruft.
So begann P. Niedermaier vor vielen Jahren mit einem Tisch und ein paar Stühlen an einer großen Tankstelle an der längsten brasilianischen Autobahn BR-116 mit der Seelsorge für Überland-LKW-Fahrer. Was so klein begann, traf auf einen großen Bedarf, v.a. auf Gesprächsbedarf bei diesen Männern, die durch ihre Arbeit meist mehrere Tage von ihren Familien getrennt waren. Auf den Fahrten fanden die Sorgen und Nöte der Männer genügend Zeit, sich in den Vordergrund zu schieben. Wie gut, dass es dann jemanden gab, der dafür ein Ohr hatte. Wo die Kirche eine hörende ist, wird sie von den Menschen auch gesucht – und wurde wie hier in Fortaleza in der Person P. Niedermaiers auch gefunden. Heute steht dort eine Kirche, in der sich eine stets wechselnde, fahrende Personalgemeinde entwickelt hat. Taufen und Trauungen inklusive – aber auch Trauerfeiern für tödlich verunglückte Fernfahrer.
Einige Jahre später reagierte P. Niedermaier auf das zunehmende Drogenproblem in seiner Region. Er unterzog sich dafür noch im zarten Alter von um die 60 einem Psychologiestudium, um in einem Drogenprojekt von Schwestern mitarbeiten zu können. Hier und in der nicht weit entfernten Pfarrei von Itaitinga arbeitete er, bis er nun in den „Schoß“ der Provinz zurückkehrte. Hochgeehrt – denn er ist mittlerweile Ehrenbürger von Fortaleza, der fünftgrößten Stadt Brasiliens mit über 2,5 Millionen Einwohnern.
Heute arbeiten noch drei Mitbrüder an pfarrlichen Einzelposten im Nordosten Brasiliens: P. Hubert Kilga, P. Hans Schmid und P. Tomasz Kundzicz, der mittlerweile wieder aus Ecuador, wo er mit der indigenen Bevölkerung, Nachfolgern der Inkas gearbeitet hatte, nach Brasilien zurückkam.
P. Hans Schmid MSC, Itaitinga
Der Mann für die blühenden Gärten in der Steppe (bras.: sertao) – Jesaja (43,20) hätte seine Freude an ihm gehabt. An den blühenden Landschaften, aber auch am Kämpfer gegen das Unrecht vor Ort bis hin zur Gefahr fürs eigene Leben. Ziemlich unerschrocken und unerschreckbar, nicht einmal etliche Todesdrohungen und vier Schlaganfälle haben das geschafft. Er macht weiter, weil er immer noch brennt.
P. Thomas Kundzicz MSC, São Luís
Ein Wanderer zwischen den Welten von Polen bis Brasilien. Spricht mehrere Sprachen – wenn er spricht. Er gehört eher zu den Leisen im Land, aber Verkündigung braucht manchmal nicht viele Worte. Eher ein hörendes Herz.
Demokratische Republik Kongo
Seit 1955 wirken Mitbrüder aus der süddeutsch-österreichischen Provinz in der Urwalddiözese Bokungu-Ikela. Der „letzte Mohikaner“ aus unserer Provinz ist nach dem Tod von P. Fritz Rezac MSC (+2018) nun P. Peter Laschan MSC (*1944) in Mondombe. Der Kongo war vor allem wegen politischer Unruhen immer ein lebensgefährliches Gebiet und ist es immer noch. Mehrfach in der Geschichte der Mission mussten die Missionare und Schwestern das Land wegen kriegerischer Auseinandersetzungen verlassen. Aber sie kamen immer wieder, gründeten neue Missionsstationen, aus denen sich die heutige Diözese mit entsprechenden Strukturen entwickelte. Neben P. Laschan und den Diözesanpriestern arbeiten mittlerweile auch einige einheimische MSCs dort.
Im Landesinneren nehmen Entwicklungsprojekte einen großen Teil unseres Engagements ein. P. Laschan stellt sich nach wie vor der schwierigen Aufgabe, durch die befreiende Botschaft des christlichen Glaubens den anstmachenden Ahnengeisterglauben der Menschen zu entmachten. Daneben sorgt er weiterhin für die Projekte in seiner Pfarrei (Krankenstation, Schule, Handwerkerausbildung), v.a. aber für eine der verletzlichsten Gruppen vor Ort: junge Mädchen am Übergang zur Geschlechtsreife. Häufige Frühschwangerschaften (durch frühe Verheiratung, sexuellen Missbrauch oder einfach „jugendlichen Leichtsinn“) rauben den Mädchen neben all den Folgen einer frühen Elternschaft jede Chance auf eine schulische oder handwerkliche Weiterbildung. Mit Hilfe von Spendern ermöglicht er diesen Mädchen den Aufenthalt in einem aus den o.g. Gründen streng bewachten Internat der Missionarinnen Christi, in dem beides, Handwerksausbildung und höherer Schulabschluss, möglich sind.
Das Vorbild dieser Mädchen wirkt natürlich in ihren Heimatgemeinden weiter und verändert schleichend die alten unterdrückenden Strukturen. Schon mit ca. 250.– € sind die Kosten für die Ausbildung für ein ganzes Jahr gedeckt. Da auch die Eltern einen ihnen möglichen Eigenbeitrag leisten müssen, arbeiten sie in der Regel hilfreich mit, dass der neue Weg für die Tochter auch zu einem Erfolg führt. Als spezielles Projekt zum Unterstützen dringend empfehlenswert!
Empfehlenswerte Lektüre: Das „Kongo-ABC“ von P. Manfred Oßner MSC