Fidschi 2 – Chevalier Trainings Center (CTC) Wainadoi

Vorzeigeprojekt und Sorgenkind gleichzeitig

 

Die Lage des CTC ist idyllisch – für den Betrachter von außen

Das Chevalier Trainingscenter (CTC) wendet sich an junge Erwachsene zwischen 16 -21 Jahren, die eine Berufsausbildung in einem Handwerk machen wollen. Es handelt sich um eine zweijährige Ausbildung mit einem offiziellen Gesellenbrief nach praktischer und theoretischer Prüfung an der Fiji National University (FNU).

Neben der fachlichen Ausbildung wird auch eine religiöse Begleitung angeboten. Die meisten der jungen Männer konnten die secondary school (bei uns etwa der 2.Teil der Hauptschule) nicht abschließen (wegen Armut, familiären Problemen wie Trennungen oder Arbeitslosigkeit = keine Schulgeldzahlung möglich…..). Träger des Projekts ist die Pazifische Provinz der MSC. Für Volunteers von „Weltwärts“ Kolping ist es eine der möglichen Destinationen im Pazifik, um andere Erfahrungen von Welt zu machen, für die Lehrlinge ist es meist ihre einzige Chance aus der Armut zu kommen und in ein Leben, das den Namen verdient.

 

Die Schreinerei – unter dem heißen Blechdach

 

Pro Jahrgang können maximal 60 Teilnehmer aufgenommen werden. Die TN-Zahlen verringern sich üblicherweise im Lauf der Ausbildungszeit, sei es durch Entscheidung der Schule (Entlassung) oder der Lehrlinge selbst. Von denen die durchhalten, schaffen so gut wie alle die praktische Prüfung an der FNU,  60% die theoretische Prüfung beim 1.Mal, die aber wiederholt werden kann. Die Ausbildung umfasst neben Theorie (20%) und Praxis (80%) im gewählten Lehrbereich auch Unterricht in Mathematik/Buchhaltung und Englisch. Der Gesellenbrief der FNU ermöglicht den Absolventen zusammen mit dem guten Ruf des CTC sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt (auch in Australien und Neuseeland, dort herrscht wie in Europa dringender Bedarf an Handwerkern).

Ausbildungen sind möglich zum Schlosser, Schreiner, Zimmermann (praktisch vollständiger Holzhausbau, incl. Fliesenlegen und Malerarbeiten), Automechaniker incl. Karosseriebau und Landwirt.

Finanziert wird das Ganze durch einen kleinen Eigenanteil der Schüler (falls möglich), Einnahmen aus der Arbeit der Werkstätten (Verkäufe freier Markt, Auftragsarbeiten, z.B. Stühle für Schulen und Pfarreien, jährlicher Bazar), zum größten Teil aber durch Unterstützung von außerhalb, z.B. Misereor, andere Provinzen der MSC (auch unsere) und sonstiges Fundraising. Auch ohne Corona, das ein tiefes Loch in die Finanzen der letzten Jahre riss, ist die Finanzierung immer schwierig und deckt wenn überhaupt nur die laufenden Kosten.

Schlafraum der Lehrlinge
Die Feuerstelle zum Kochen für ca. 60-70 Leute

Entsprechend sind die Werkstätten und die Wohnbereiche der Schüler mehr als bescheiden und bedürften dringend einer Renovierung. Selbst an der notwendigsten Ausstattung mangelt es, an Arbeitsmaterial in den Werkstätten, moderneren Maschinen, einer Küche (es wird für alle noch auf einer Feuerstelle gekocht), Leim, Schleifpapier und und und. Selbst beim abendlichen Sport zum Austoben (Rugby, Volleyball, Fußball) ist der Verschleiß an Bällen deutlich höher als der mögliche Nachschub, d.h. er fällt schlicht mangels Möglichkeit oft aus. Ersatz gibt es wenig, denn die Lage des CTC ca. 40 km außerhalb der Hauptstadt Suva ist wirklich jwd („janz weit draußen“) und natürlich fehlt es an Geld.

Die Jungs beim Sport im Matsch – Wainadoi ist ein Regenhotspot

Auch wenn das meiste für die Schüler umsonst ist und sie eine verhältnismäßig gute Ausbildung bekommen – geschenkt wird ihnen nichts. Sie haben gute und engagierte Lehrmeister, denen sie am Herzen liegen, aber die Arbeit ist allein schon durch die Rahmenbedingungen hart (die, die sie mitbringen und die, die sie vorfinden, z.B. die Hitze in den Werkräumen, Mangel an fast allem). Das, was sie durchhalten lässt, ist die Chance auf ein besseres Leben in der Zukunft. Leider gilt das nicht für alle: äußere und innere Widerstände sind einfach manchmal zu groß. Gott sei Dank siegt meistens die Hoffnung. Auch die, dass es das CTC weiterhin geben wird.

Paul, german volunteer, mit dem neuen Empfangsschild

Comments are closed.