AC135692-0184-4B4B-8BA7-F2065E9CA9F5

Grüße aus dem Urwald

Missionar zu sein wird nie langweilig, allein wegen der Menschen, und schon gar nicht, wenn man wie P. Peter Laschan MSC im afrikanischen Urwald lebt und arbeitet (Mondombe/Kongo). Überraschungen sind vorprogrammiert. Beispiel gefällig?

Da wird schon mal spontan von Staats wegen die Terminierung des Schuljahrs verändert. Das alte endet plötzlich früher, das neue soll dann auch früher beginnen. Aber es kommen keine Schüler – und keine Lehrer. Sie streiken (die Lehrer) für ein besseres Gehalt, die Schüler würden gerne kommen. Verkehrte Welt könnte man sagen, aber andere Länder andere Sitten. Immerhin hatte der Streik „Erfolg“: Das Gehalt stieg von 100 auf 120 Dollar. Pro Monat! Für einen Lehrer!! Das dauerte – 4 Wochen unfreiwillige Ferien für alle.

Manches ist gar nicht so überraschend, z.B. dass Verkündigung des Wortes Gottes in der Mission immer sehr stark verknüpft ist mit praktischer, solidarischer Hilfe. Einfach weil es nötig ist und weil der Missionar eben doch andere Verbindungen hat als ein Einheimischer, nicht zuletzt finanziell durch Spenden von Menschen, denen seine Arbeit und die Menschen dort wichtig sind.

So wird der Missionar schon mal zum Zwischenhändler, der en Gros Schulmaterialien zum Verkauf vor Ort mit dem Schiff kommen lässt, weil das für Einzelne unmöglich ist und der Staat nicht dafür sorgt. Aber die Kinder sollen und wollen ja lernen, selbst in einer Schule, deren Backsteinwände lebensgefährlich wackeln. Reparieren können das die Menschen vor Ort, aber wer sorgt für den notwendigen Zement: der Missionar.

Oder der Missionar ist selbst „Bauherr“, wie ein Mitbruder in Yaloya: Er baut ein Krankenhaus, das der Staat nicht liefert. Weil es nötig ist. Unnötig, aber Realität, ist die Panne am Traktor: Ein Austausch des Motorblocks steht an. Die beiden Mechaniker kommen aus der Pfarrei Mondombe – 300 km Weg. Einfach!! Es gibt sonst keine. Immerhin rentiert es sich: Der Austausch klappt, nebenbei reparieren sie gleich noch den defekten Jeep, und der Pfarrer und seine Gemeinde freuen sich über die reparierten Funkgeräte, die sie von P. Laschan mitbringen, einem ausgewiesenen Fachmann auf diesem Gebiet. Wo es kein Telefon und kein W-Lan gibt, ist das wie Weihnachten und Ostern auf einmal.

Manches ist nicht so überraschend – z.B. die verrosteten Dachrinnen des 50 Jahre alten Pfarrhauses, die die bevorstehende Regenzeit nicht mehr funktionsfähig überstehen werden. Zu viel Wasser! Aber es gibt auch das andere: Zu wenig Wasser! Wenn es mal einen Monat nicht regnet, geht trotz zweier bestehender Brunnen das Wasser aus. Die nächste Quelle ist 3 km Fußmarsch entfernt. Deshalb hat der neue MSC-Bischof den Bau zusätzlicher Brunnen in allen Pfarreien angeregt – und für die Finanzierung offene Ohren bei der italienischen Bischofskonferenz gefunden.

Ich erinnere mich noch gut an die ideologischen Diskussionen in den 80ern, die für die Mission forderten, nur zu verkünden, ohne praktische Hilfe zu bieten. Die könnte ja die Eigenentwicklung der Einheimischen blockieren. Aber was soll man denn machen, wenn Kranke kommen, die einen Beitrag zum Kauf von Medikamenten brauchen, mit denen sie gesund werden könnten; Schüler um ein paar Sandalen für den Schulweg bitten, weil die Eltern diese nicht finanzieren können; einer im Wald angeschossen wurde, weil man ihn mit einem Tier verwechselte und die Kugeln raus müssen; die Ergebnisse der Schüler bei den Staatsprüfungen im Internet veröffentlicht werden, aber nur der Pater einen Zugang zum Internet hat; wenn der Pater der einzige ist, dem die Lehrer vertrauen, dass er ihre monatlichen Gehälter nicht selbst einsteckt, sondern auszahlt!

Natürlich hilft man, so gut es geht! Der Lohn: es wird nie langweilig. Zumal es auch eine Fülle von positiven Erfahrungen gibt, z.B. wenn ein neuer, einheimischer Mitbruder kommt, wie der frisch geweihte Neupriester Pater Jean Loofi, der nun die Kommunität ergänzt und auffrischt. Und Vieles mehr: das große Pfarrfest, das alle zusammenbringt; die Freude der entfernten Pfarrfilialen, wenn sie der Priester nach der Regenzeit wieder besuchen kann; die Bildung neuer Kinder- und Jugendgruppen;

oder die Mädchen, die sich am Christkönigfest trotz eines heftigen Regenschauers nicht abhalten lassen zu tanzen.

Naja, und manchmal bringt schon mal ein dankbares Mitglied der Pfarrei einen Fisch aus dem Tshuapa vorbei, der dann auf den Tellern der Missionare landet.

Neben den kleinen und größeren Überraschungen gibt es momentan eine ganz große Freude: Corona ist hier (noch) kein Thema. Ist dem Virus wohl zu weit. Vor allem hat es wenig Transportmöglichkeiten, die Kontakte nach draußen sind ja sehr beschränkt, der geforderte Abstand ergibt sich von selbst. Der Urwald hat auch seine Vorteile!

Herzliche Grüße und alle guten Wünsche zum bevorstehenden Weihnachtsfest und für ein gesegnetes neues Jahr 2022 an Sie alle sendet P. Peter Laschan MSC aus dem Kongo, per Internet: auch dies erfreulicherweise ganz virenfrei.

P. Norbert Rutschmann MSC

Comments are closed.