Toussaint-Iluku-21.07.19

Bischofsweihe von P. Toussaint Iluko Bolumbu MSC

Wie organisiert man ein Fest für 3000 Menschen in einem der abgelegensten Winkel der Welt – mitten im Urwald. Genauer : im Kongo Kinshasa, Diözese Bokungu-Ikela. Und was haben wir Herz-Jesu-Missionare damit zu tun?

Gleich zweierlei:

Für die, die wirklich noch nie etwas von uns gelesen oder anderweitig mitbekommen haben: Die Diözese Bokungu-Ikela ist das Ergebnis jahrzehntelanger Missionsarbeit der Herz-Jesu-Missionare im Norden des Kongo. Deshalb war auch ihr erster Bischof vor vielen Jahren ein deutscher Herz-Jesu-Missionar (Bischof Weigl).

Und auch der neue Bischof Toussaint ist ein Herz-Jesu-Missionar, der erste Afrikaner, der aus unserer Gemeinschaft in diese Aufgabe berufen wurde. Noch dazu ist er ein Mongo, Mitglied des Stammes vor Ort wie die meisten Gäste, die naturgemäß massig stolz waren auf ihren neuen Oberhirten. Deshalb natürlich auch ein grooooßes Fest!

Das geht selbstverständlich nur, wenn alle zusammenhelfen (unter Leitung des bisherigen Administrators Bischof Emery), wenn es den ein oder anderen Sponsor gibt und wenn sich viele auf den – meist weiten – Weg machen. Und alle brauchen Geduld und Stehvermögen für 6 bis 7 Stunden in der Hitze des äquatorialen Afrika. Solange dauerte die ganze Zeremonie. Da kann man schon mal verzweifeln, wenn ein Redner seine genehmigten 5 Minuten auf 45 ausdehnt und sich gleichermaßen freuen, wenn der weihende Bischof (Erzbischof, seit kurzem Kardinal Ambongo) seine Predigt auf 15 Minuten beschränkt – und vielleicht trotzdem mehr sagt. Und man kann die Mädchen der Tanzgruppe bewundern, die nahezu die ganze Feier über am Tanzen waren. Nicht umsonst nennt man sie die „joyeuses“, die Freudigen, die selbst Spaß haben und anderen Freude bereiten. Ob man sie mal ausleihen kann für die ein oder andere Messe bei uns? Oder einfach eigene dazu animieren!

Und so ein Fest geht natürlich nicht ohne die fleißigen Hände, die fürs Essen sorgen. Ganz ohne moderne Kücheneinrichtung. Dafür alles ganz frisch zubereitet. Das Schwein wird noch lebendig geliefert – und leistet heftigen Widerstand. Wie ich finde, völlig verständlich.

Es wäre erstaunlich, wenn ein Fest dieser Größenordnung ohne Pannen abliefe. Dabei meine ich jetzt nicht die kleinen, üblichen, leicht zu beseitigenden. Schon eine richtige Panne. Z.B. wenn beim Schiff, das alle wesentlichen Utensilien an Bord hat, in einem anderen Ort der Motor irreparabel ausfällt und ausgetauscht werden muss. Ein kleines Wunder, wenn es vor Ort einen passenden Motor gibt und es das Schiff doch noch schafft, am Morgen des Festtages anzulanden. Nicht weniger als das ist geschehen, ein kleines Wunder.

Eines dieser Wunder, die nötig sind, in einer so abgelegenen und armen Gegend überhaupt zu überleben. Eines dieser Wunder, die die Herz-Jesu-Missionare einmal dorthin führten, die dann neben ihrer Verkündigung der christlichen Botschaft zu einem wesentlichen Teil die vorhandenen Strukturen für Bildung und Krankenversorgung aufbauten, ohne die eine Entwicklung vor Ort nicht möglich gewesen wäre. Die Unterstützung des Staates für die Dörfer der Gegend beschränkt sich nahezu ausschließlich auf Geschenke bei solchen Ereignissen wie der Bischofsweihe. Es muss schon sichtbar sein, was man tut. Und hörbar, mindestens 45 Minuten lang. Auch in sengender Hitze. Da rettet sich das menschliche Gehirn dann eh in den Stand-by-Modus – und merkt sich nichts mehr.

Schmankerl

Wenn man die Bischofsweihe mit einem Sonntag vergleichen will, dann gab es auch eine „Vesper“ am Vorabend: In einer Hl. Messe unter freiem Himmel legte Frater Olivier Biembe, Mitglied der afrikanischen Union der Herz-Jesu-Missionare, seine ewigen Gelüde ab, die ihn nun dauerhaft an die Gemeinschaft binden – und die Gemeinschaft an ihn. Das ist gerade in den heutigen Zeiten ein besonderes Zeichen und dementsprechend für den Orden ein besonderes Fest und Anlass zur Freude. Noch dazu, wenn man gerade einen abgeben musste für höhere Aufgaben.

Wer wollte, konnte sich viel Zeit nehmen, seine Sprachkenntnisse zu überprüfen: Das Vorlesen des Ernennungsdekretes von Bischof Toussaint geschah gleich in vier Sprachen: Latein, Französisch, Lingala und Lomongo. Es soll Anwesende gegeben haben, die allen vieren mächtig waren. Respekt!

Ein Bischof braucht natürlich auch einen Bischofsstuhl, eineinhalb Meter hoch und aus massivem Holz. Das wäre noch nichts Besonderes. Besonders wird es dadurch, wenn man sich vorstellt, dass den ein Mann auf dem Motorrad viele Kilometer auf den „Straßen“ des Urwalds transportiert hatte. Ohne mehrfache Stürze. Jedenfalls sind keine überliefert und auch keine möglichen Folgen am Bischofstuhl zu sehen. Schwierige Bedingungen trainieren einfach zu großen Leistungen. Wobei ich es als eine der größten Leistungen ansehe, wie die Menschen vor Ort ihr Leben meistern, nicht resignieren, immer wieder neu Schritte unternehmen, um aus der Not herauszukommen.

Und trotz allem – oder vielleicht um das alles gut zu überstehen – nicht aufhören zu singen und zu tanzen. So gab es auch einen „Heimatabend“ für die Gäste mit lokalen Tänzen und lokaler Musik. Im Prinzip wie in Bayern – nur ganz anders.

(P.s.: Aus unserer Provinz nahm P. Manfred Ossner an der Feier teil, der selbst 10 Jahre Dienst im Kongo leistete. Auf seinem Bericht speist sich der obige Artikel. Vielen Dank dafür!)

Comments are closed.