Herzschlag-Jesu

Auf den Herzschlag Jesu hören

Zu den Grundgedanken unserer Herz-Jesu-Spiritualität gehört Gottes liebende Zuwendung zu uns allen. Es ist ein Ringen Gottes um das Herz des Menschen, auf dass es ein hörendes Herz wird – einzeln und in Gemeinschaft.

So ist die wichtigste Haltung für uns Herz-Jesu-Missionare, wie für alle Menschen, die die Beziehung zu Gott suchen, das ständige Lauschen auf den Herzschlag Jesu. Dies geschieht durch das ständige Hineinhorchen in das Evangelium vom Guten Hirten, vom Schatz im Acker, vom Hochzeitsmahl, vom barmherzigen Samariter, vom verlorenen Sohn und vom barmherzigen Vater. In der Bergpredigt und im Seesturm hören wir das Aufrüttelnde und das Tröstende. Im Geschehen von Karfreitag und Ostersonntag dürfen wir immer neu begreifen, dass hier vom verwundeten und strahlenden Herzen des Gottessohnes die Rede ist.

Unser Gründer P. Julius Chevalier hat im Jahre 1900 gesagt: „Unser Herr Jesus Christus hat der Welt sein Herz geöffnet, um der Gesellschaft von heute, die sich in ein abgrundtiefes Unheil stürzt, eine wirksame Hilfe zu bringen. Uns hat er gesandt, den Menschen diese Hilfe zu bringen.“

Zur Umsetzung dieses Auftrags in unserer Zeit haben wir bei unserem letzten Provinzkapitel unsere pastoralen Aufgaben als Lebensräume definiert, die dazu dienen, „Menschen, die Gott und der Kirche kritisch gegenüberstehen oder sich enttäuscht entfernt haben, durch gelebten Glauben, Offenheit, Freundlichkeit und Gastfreundschaft wieder zu einer positiveren Sicht zu verhelfen.“

Damit sind wir – Gott sei Dank – nicht allein. Diese Lebensräume werden in unserer Provinz durch zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützt und mitgetragen. Wenn auch manchmal die Stimme des Herrn in unserer lauten Welt überhört wird, dürfen wir doch vertrauen, dass unsere schöne MSC-Spiritualität für den Glaubenden Halt bedeuten kann, für den Zweifelnden eine leise Werbung ist und für den Suchenden eine Richtung weist.

Immer wieder neu gilt es, zu Hörenden zu werden und unsere Ohren zu schärfen, wie uns der Psalmvers 85,9 rät: „Ich will hören, was Gott redet.“ Gott spricht durch unser Charisma. An uns ist es, es in die heutige Zeit zu übersetzen und den Menschen nahezubringen. Damit die Stimme der Liebe nicht überhört wird!

Wir sind geneigt, mit zunehmendem Alter mehr in die Vergangenheit und weniger in die Zukunft zu blicken, das ist im Orden nicht anders als im Leben „draußen“. Ältere Mitbrüder sagen mir manchmal: „Was kann ich denn in meinem Alter noch tun, für unsere Provinz, für die Menschen.“ Doch wir können uns der Zeit, in der wir leben, nicht entziehen – egal wie alt wir sind! Gerade das reife Alter hat eine wichtige Aufgabe in einer Gemeinschaft, weil es eine eigene, oft geschultere und klarere Sicht auf die Notwendigkeiten des Lebens und der Menschen hat.

Paulus rät uns im Römerbrief: „Gleicht euch nicht dieser Welt an“ (Röm 12,2). Als Ordensmann oder Laie kann ich Kontrast sein zu unserer am persönlichen Wohlstand orientierten Gesellschaft, indem ich bereit bin zu teilen und Ungerechtigkeiten zu mildern. Ich kann leidenschaftlicher Kämpfer sein für eine echte, vertiefte Religiosität, für das Weitwerden des Herzens und für das Walten des Geistes, der zu allen Zeiten selbst in den Verwirrungen des Menschen positive Ströme sammelt und pastorale Neuanfänge aufbrechen lässt. Auch hier gibt Paulus das Motto vor: „Prüfet alles, das Gute behaltet“ (1 Thess 5,21).

Unabhängig vom Alter brauchen wir MSC wie alle Menschen für unseren Dienst an den Menschen aber das Hören auf den Herzschlag Gottes und einen Tauchgang in die Tiefe, damit wir auch in unserer Zeit ergriffen vom Mysterium seiner Liebe mit herzlicher Freude von Gott sprechen. Nur so können wir anderen Menschen den Glauben in seiner Ganzheit und Schönheit vermitteln.

Möge es uns gelingen, immer wieder den Herzschlag dessen, der uns aus Liebe erlöst hat, zu hören und diese gute Nachricht weiterzugeben.

Andreas Steiner MSC

Comments are closed.