Wir MSC
Kurzportraits
Josef Höcherl *1943
Wer 1943 (der Krieg ging ja noch 2 Jahre weiter) in der Oberpfalz geboren wurde und nach der Volksschule eine höhere Schule besuchen wollte, hatte es nicht ganz einfach. Er brauchte zum einen starke Unterstützung von zuhause, wie es die Mutter des kleinen Josef war und viel Glück oder Wagemut. Mit viel Glück konnte man evtl. einen Platz im einzigen Gymnasium in Regensburg (diözesan) bekommen, wer nicht zu den Glücklichen zählte, konnte nur auf die höheren Schulen der Orden zurückgreifen, die aber meist in größerer Entfernung waren. Von der Oberpfalz nach Salzburg in Schule und Internat (damals hieß das noch Kleines Liebeswerk) – da brauchte so ein kleiner Kerl schon viel Mut und ein festes Ziel. Und ein bisschen Glück – oder Fügung – gab es dann doch noch. Josef musste nicht ganz allein losziehen, weil noch ein zweiter aus einem Nachbardorf nach Liefering ging. Einmal dort, erleichterte es ihm das Eingewöhnen, dass er eine gute Gemeinschaft von Schülern und viele menschliche Lehrer vorfand, die gerne halfen, wenn es mal schwierig wurde.
Was das für so einen kleinen Burschen heißt, nur an Weihnachten, Ostern und in den großen Ferien nach Hause zu dürfen, kann man wohl nur nachvollziehen, wenn man es selber erlebt hat. Immerhin konnte er seinen Hobbys nachgehen, der Musik (er spielte Geige) und der Mathematik. Und er fand Schritt für Schritt, wohin es ihn zog: Obwohl er nie den Weg in die Mission im Sinn hatte, wollte er Priester bei den MSC werden, um in den Sakramenten und als Religionslehrer den menschlichen Gott ins Spiel zu bringen, den er dort kennengelernt hatte. Für die Menschen! Genau dafür „braucht die Welt Priester – das war und ist seine Grundmotivation für den geistlichen Weg.
Dass das eine gute Wahl war, fanden auch seine Oberen und seine Schüler in den 30 Jahren, die er als Lehrer in Donauwörth und Rebdorf tätig war. Für einen, der sich mehr als Verkünder, denn als Erzieher verstand, waren die Aufgaben als Präfekt im Internat und später als Superior in Rebdorf und Birkeneck eher etwas Verzichtbares, aber leider nicht zu vermeiden – wenn man das gerufen werden ernst nimmt.
Immerhin gab ihm die Zeit in Birkeneck die Möglichkeit, seinen historischen Interessen Raum zu geben, insbesondere über die Geschichte der süddeutsch-österreichischen Provinz zu forschen. Über 25 Bücher hat P. Höcherl geschrieben oder herausgegeben und sorgt als Archivar bis heute dafür, dass das Leben der Provinz für die Nachwelt nicht verlorengeht.
Wenn er auf das „Archiv“ seines eigenen bisherigen Lebens zurückschaut, unterscheidet er sehr klar und ehrlich: Da ist die „durchwachsene“ Zeit in der Leitungs- und Verwaltungsverantwortung, auf die er gerne verzichtet hätte. Dem stehen aber die guten Erinnerungen gegenüber: seine Arbeit in der Schule, besonders die beiden Jahre in der Mädchenrealschule in Eichstätt, die schönen Feste in der Gemeinschaft, die Gottesdienste, deren Gestaltung ihm immer wichtig war und ist und die menschlichen Begegnungen, insbesondere im Rahmen der Sakramente. V.a. wenn die Not der Menschen groß war. Weil gerade dafür die Welt Priester braucht. Menschliche eben!
P. Johann Baptist Aschenbrenner MSC 1922-2019
Manchmal wird man von der Realität überholt. Kurz vor Fertigstellung der neuen Homepage verstarb P. Aschenbrenner am 19.1.2019. R.I.P.!
Diese Zeilen sollen an ihn erinnern:
Unser Senior in der Provinz, Ordensleben hält eben jung. Und wenn man dann noch täglich Gymnastik macht ……
P. Aschenbrenner ist vielleicht der Prototyp für 1 Kor 1,28: Das Kleine und Schwache hat Gott erwählt….. Denn als es darum ging, dass sich sein Wunsch erfüllen sollte, in die Mission nach Afrika zu gehen, waren die Bedenken der Verantwortlichen groß: klein und mager, wie er war, hatten alle die schlimmsten Befürchtungen, dass er das nicht lange überleben würde. Wie es ihm doch gelang, die Bedenken zu beseitigen, ist nicht überliefert, aber es bedurfte eines zähen Überzeugungskampfes seinerseits. Sein ganzes Leben lang hat er bewiesen, dass Größe und Stärke unabhängig von der körperlichen Konstitution bemessen werden müssen.
Der Wechsel nach Afrika hatte es in sich. Nach einem Jahr als Religionslehrer und drei Jahren Kaplanszeit in Deutschland war seine erste Aufgabe im Kongo gleich die Leitung einer Schule mit Internat, um dann 5 Jahre später in die Erwachsenenbildung zu wechseln. Genauer gesagt in die Ausbildung von Katechisten, die er ins Leben rief und über 20 Jahre leitete und weiterentwickelte. Generationen von Katechisten verdanken P. Aschenbrenner ihre Ausbildung, d.h. auch viele Gemeinden in der Diözese Bokungu-Ikela verdanken ihm ihre Gemeindeleiter.
Erst mit 77 kam er aus Afrika zurück, lebt seither in unserem Haus in Salzburg und hat sich erfolgreich (s.o.) an die Spitze der Altersrangliste der Provinz gesetzt. International gibt es in der Kongregation noch Luft nach oben, da liegt er erst auf dem fünften Platz, aber das wird noch, wenn er sich weiter so gut hält – was wir natürlich sehr hoffen. Und wenn er weiter seinem offensichtlichen Lebensmotto folgt: Ziele sind dazu da, um sie zu erreichen. Mit oder ohne Rollator.
Letzteres hat er nicht mehr geschafft. Wir hätten es ihm von Herzen gegönnt. Er war auch im Alter noch ein Vorbild und hatte diese Ausstrahlung, die Menschen mit großer Lebensleistung ohne ihr Zutun vermitteln: den Nimbus der Größe. Als Mensch und Missionar!
Br. Georg Keim MSC *1928
Bruder Schorsch ist nach dem Tod von P. Aschenbrenner im Januar 2019 nun der älteste Mitbruder in unserer Provinz. Kaum zu glauben, aber sein Alter hinderte ihn nicht, bis vor wenigen Jahren von morgens bis abends seinen Aufgaben in Haus und Garten in Innsbruck nachzugehen – bis es wirklich nicht mehr ging (mit 86!). Selbst da war er noch kaum zu bremsen, musste eher ein bisschen „überredet“ werden. Denn unter seiner liebenswerten Art verbirgt sich durchaus ein schwäbischer Sturkopf, der ihm bei einigen Versetzungen, zig verschiedenen Superioren und mehr als 60 Ordensjahren sicher gute Dienste leistete. Für die Gäste in Innsbruck war er die Attraktion des Hauses, ein Herz-Jesu-Missionar, wie er im Buche steht und ein Beispiel gelungenen Ordenslebens in seiner Zufriedenheit, seiner Gelassenheit und mit seinem Humor. Diese Eigenschaften waren sicher auch die Grundlage für den beträchtlichen weiblichen „Fanclub“, dessen Mitglieder ihn fleißig besuchten. Manchmal einfach nur, um mit ihm zu lachen.
Die letzten Jahre seines Lebens lebte er bestens versorgt in unserem Stammhaus in Salzburg-Liefering im Pflegebereich des 3.Stocks, genoß offensichtlich trotz seiner Demenz das ihm noch mögliche Angebot, die 24h-Rundumversorgung, das Singen alter Gassenhauer mit P. Jakob Förg und den Zivis. Und sicher genoß er auch, sich nicht mehr alles merken zu müssen – und vielleicht endlich mal wirklich Ruhe zu haben. Auch für die Messe und das Stundengebet – ohne hetzen zu müssen. Seit 2001 hat er nun hat die ewige Ruhe gefunden und kann mit den Engeln singen beim himmlischen Hochzeitsmahl.
P. Marcus Klemens MSC *1976
P. Marcus war lange Ausbildungsleiter, Novizenmeister, Superior in Innsbruck, spiritueller Begleiter der Projekte im Haus. Klassischer Fall von Ämterhäufung, wozu man aber heutzutage in einem Orden schnell kommen kann, wenn man die nötigen Fähigkeiten besitzt. Und die hat er!
Ein klassischer MSC, treu seinen Konstitutionen (13,32): Der Geist unserer Gemeinschaft ist der der Liebe und Freundlichkeit, der Demut und Einfachheit. V.a. ist es der Geist der Liebe zur Gerechtigkeit und der sorgenden Zuwendung zu allen – besonders den Armen (Mitbrüdern ) …. Ein Geist der Brüderlichkeit, getragen von Güte und Verstehen…. von Gastfreundschaft und lächelndem Humor. Wie er das (meistens) hinbekommt, bleibt sein Geheimnis.
Als Lic.theol. Spiritualität ist er auch noch der Fachmann in der Provinz für die Spiritualität im Ganzen und die Herz-Jesu-Spiritualität im Besonderen. Und neben vielem anderen auch noch der Fachmann für Ästhetik („objektiv“ betrachtet fast immer sehr schön, aber nicht immer ganz praktisch – auch „objektiv“ beurteilt).
Als Novizenmeister (2013/2014) gelang ihm die Quadratur des Kreises. Also eindeutig ein Mann für eigentlich unlösbare Aufgaben – damit ist er bei uns genau am richtigen Ort.
Damit das noch besser wird (das Lösen des Unlösbaren) hat er 2018 in Wien quasi eine Singlekommunität eröffnet, um sich dort ins Propädeutikum für Psychotherapie zu stürzen. Wie er selbst sagt, träumt er schon wie ein Weltmeister und deutet die Träume selbst. Vielleicht ist ja auch der ein oder andere für die Provinz dabei.
P. Dr. Norbert Rutschmann MSC *1954
Spirituell-therapeutischer Begleiter der Projekte im Haus STEPS München, Exerzitienbegleiter, geistlicher Begleiter, Supervisor, Spezialität: unbewusste Gottesbilder
Eingetreten 2013 mit 59 – das lässt schon mal auf einen nicht alltäglichen Berufungsweg schließen (keine späte Berufung, nur eine späte Antwort!) und auf den Mut der Ordensleitung auch zu nicht alltäglichen Entscheidungen.
Deshalb ist er jetzt auch – „trotz hohen Alters“, wie er gerne sagt – für die Berufepastoral zuständig, weil die Wege in einen Orden heute eben meist sehr vielfältig und wenig alltäglich sind. Und die Persönlichkeiten sehr unterschiedlich und mitunter auch schon ein bisschen älter. Da kennt er sich aus.
Als Arzt und Theologe (mit Lizentiat in Pastoralpsychologie) und nach 18 Jahren Niederlassung als Psychotherapeut aller Altersklassen müsste er gut darauf vorbereitet sein, diese ersten Schritte in die Gemeinschaft zu begleiten und zu helfen, dass vielleicht aus dem ein oder anderen Berufungshindernis ein Mittel zum Ziel werden kann (P.Chevalier).
Buch: Wege ins Licht. Auferstehung mitten im Leben, Berlin 2015, Pro BUSINESS-Verlag
ISBN 978-3-86460-281-8
P. Jules Chevalier 1824-1907, Ordensgründer
P. Chevalier war kein großer Mann, gerade mal 1,66 m. Vielleicht auch ein bisschen unscheinbar, wenig spektakulär. So einer wie du und ich. Auch noch aus ärmlichen Verhältnissen, die nicht zu großen Hoffnungen und Perspektiven Anlass gaben. Gerade ihm, dem Einfachen mit dem großen Herzen, wurde die Verheißung geschenkt, dass es ein Heilmittel gibt für verschlossene Herzen und somit für die Egozentrik und Gleichgültigkeit, die daraus resultieren: die Liebe, die bis in den Tod geht und selbst da noch aus der Herzwunde Leben spendet. Für die ganze Welt! Drunter machte er es nicht, wie Gott. Damit keiner verloren geht! Denn so ist die Liebe, sie kann nicht anders.
Auch wenn sie betrogen wird, liebt sie weiter. Das wurde P. Chevalier oft. Es gab genug Schlawiner, die wussten, dass er freigebig war. Er zog es vor, ab und zu betrogen zu werden, als nur einmal jemandem etwas zu verweigern, der in Not war. Vielleicht konnte das ja die Herzen der Betrüger bewegen !?
Betrogen zu werden ist zu allen Zeiten das Risiko des Herzens. Dieses Risiko immer wieder einzugehen, verrät Größe. Und es stellt sicher, dass keiner ungetröstet weggeht, der wirklich in Not ist.
Das andere Große an P. Chevalier: Dass er, der so viel bewegte und ins Leben rief, immer hinter der Botschaft und seinem Werk zurücktrat. Bis heute ist er einer der wenigen Ordensgründer, der (noch) nicht heilig gesprochen ist. Und bei dem man fragt: Jules Chevalier? Wer?
Für Interessierte:
Dynamik der Liebe. P. Jules Chevalier
J.Tostain: Jules Chevalier – C´est qui?, 1995
übersetzt und überarbeitet erschienen im Eigenverlag, 2011
Jules Chevalier. Mann einer Sendung,
E.Cuskelly, 1981, ISBN 3-900374-01-5
(beide Bücher sind in unseren Häusern erhältlich)
Unsere Liebe Frau vom Heiligsten Herzen Jesu (ULF)
ULF ist eine Neuschöpfung unseres Gründers Jules Chevalier, die ihm einige Schwierigkeiten einbrachte (u.a. Häresievorwürfe). Gerade ihm (!!), der in seiner Ausbildung fast etwas zu sehr ein Vorzeigeseminarist und auch später immer ein treuer Sohn der Kirche sein wollte.
Aber die Darstellung Marias mit dem 12-jährigen Kind war einfach etwas total Neues. Das Besondere und Neue ist, dass beide auf das Herz des jeweils anderen hinweisen und damit eine enge Verbindung herstellen. Aber es ist nicht mehr die Abhängigkeit des Babys oder Kleinkindes auf dem Arm der Mutter. Hier steht der 12-Jährige, der im Tempel seinen Eltern den ersten großen Ablösungsschritt präsentiert. Der deutlich macht, wo er wirklich zuhause ist und damit auch, wohin er wieder gehen wird.
Und am Ende seines Wegs, auf dem Hügel von Golgotha, zeigt ULF noch immer auf das Herz des Sohnes (Darstellung in der Basilika in Issoudun) als den Ort, von dem die Rettung der Welt ausgeht. In diesem Sinne ist Maria uns Herz-Jesu-Missionaren Urbild und Vorbild. Und sie gilt auch als eigentliche Gründerin unserer Kongregation, weil am Ende einer Novene an sie am 8.12.1854 die Geldspende eines unbekannten Spenders genau in der Höhe eintraf, die der Bischof von Bourges als Gründungsvoraussetzung verlangt hatte. Sachen gibt´s! Aber nur, wenn man ganz fest daran glaubt, geschehen sie auch!
Als Ordensleute sollten wir uns über unsere Unvollkommenheit nicht wundern. Eine Eiche braucht viele Jahre, bis sie ausgewachsen ist. Es ist schon etwas Großes, dass wir uns dessen bewusst sind, was uns fehlt. Mit der Zeit werden wir es erreichen.
P. Jules Chevalier