Herzklopfen

Männer mit Herz

Herzklopfen – ein Wort wie gemacht für Herz-Jesu-Missionare (MSC), war dies doch der Wunsch unseres Gründers P. Jules Chevalier (1824–1907), wenn er an die Mitglieder seiner Ordensgemeinschaft dachte: Männer, deren Herz klopft im Angesicht Gottes und der Menschen – aus Liebe und Leidenschaft. Männer, die das weitertragen wollen, damit es auch anderen warm ums Herz wird.

Es geht darum, das eigene Herz zu wagen, auf’s Spiel zu setzen: Das umschreibt wohl am besten unser Charisma, das ganz dem verwundeten Herzen Jesu verschrieben ist. Selbst im Tod hört es nicht auf, Leben und Liebe zu schenken. Das umschreibt gleichzeitig sehr gut die Herausforderung, die auf diesem Weg auf den Einzelnen wartet. Und es umschreibt ebenfalls bestens den Ort des Scheiterns – des Scheiterns an den eigenen Möglichkeiten, dies immer wieder neu ins Leben zu bringen. In der Beziehung zu Gott, zu den Menschen, nicht zuletzt in der eigenen Gemeinschaft. Da klopft das Herz auch mal einfach ganz ängstlich.

Wider die Lieblosigkeit

Unser Ziel ist es, in all unserem Tun Liebende zu werden. Liebende, die Weggefährten der Menschen sind. Männer mit Herz. Oder eben Männer mit „Herzproblemen“ und einer großen Sehnsucht nach Heilung. Nicht immer gelingt das. Aber gerade als noch relativ „Neuer“ in der Gemeinschaft beeindruckt es mich sehr, Mitbrüder zu haben, die das vorbildlich leben: die sich – oft mit schwer verwundeten Herzen – verschwenden für die Menschen, um diesen eine Ahnung dessen zu ermöglichen, was das Herz Jesu schenkt: neues Leben, eine neue Freiheit und eine neue Fähigkeit zur Liebe. Wenn das kein Herzklopfen macht!

Herzklopfen hatte auch der junge Jules Chevalier, als er im Herzen Jesu das Heilmittel für die Wunden des nachrevolutionären Frankreich entdeckte, für die Lieblosigkeit, die sich in Egozentrik und Gleichgültigkeit gegenüber Gott und dem anderen manifestierte. Dafür wollte er seine ganze Kraft einsetzen.

Das ging alles nicht ohne Hindernisse ab: Jung nach einem Unfall knapp dem Tod entronnen, verzweifelte materielle und personelle Not am Anfang der Gründung (1854), Vertreibung aus Frankreich, viele Verluste junger Mitbrüder in der ersten Mission in Mikronesien und Melanesien (v.a. Papua-Neuguinea) und vieles mehr. Trotzdem wurden immer mehr junge Männer angezogen, „die Liebe Gottes dorthin zu tragen, wo sonst niemand hingehen wollte“. Und dies nicht in einer Opferspiritualität sondern mit „lächelndem Humor“, den P. Chevalier uns auch als Auftrag in die Konstitutionen schrieb.

Im Dienst des Nächsten

Dass trotz dieser Schwierigkeiten das Werk aufblühte, führte ihn zur Erkenntnis, „dass Gott, wenn er ein Werk will, alle Hindernisse in Mittel zum Ziel verwandelt“. Darauf hofft die Gemeinschaft auch heute in Zeiten zurückgehender Mitgliederzahlen (ca. 1.650 in 48 Ländern). Getreu einer anderen Maßgabe unseres Gründers: Nicht was (und wieviel) wir tun, sondern wie wir es tun, soll Richtschnur unseres Handelns sein.

In unserer süddeutsch-österreichischen Provinz kommt dies insbesondere jungen Menschen zugute (Schule, Internat, Jugendhilfe, unbegleitete Flüchtlinge), in der Pfarrarbeit und den Bildungs-und Besinnungshäusern auch allen anderen Altersstufen. Im Ausbildungshaus in Innsbruck versuchen wir, neben der Gestaltung eines Entwicklungsraums für Interessenten auch andere Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, z. B. mit geistlicher Begleitung, Exerzitien und Selbsterfahrungsprozessen unter besonderer Berücksichtigung unbewusster Hindernisse, v.a. unbewusster Gottesbilder. Damit sie mit Gottes Hilfe Mittel zum Ziel werden: wieder Herzklopfen zu spüren. Für Gott und die Menschen.

Norbert Rutschmann MSC