Seligsprechung der Märtyrer von Quiché/Guatemala (Teil 3/3)

Teil 3: Die Märtyrer von Quiché

Die gelebte Option für die Armen führte im guatemaltekischen Bürgerkrieg zu einer grausamen Verfolgung der katholischen Kirche, am meisten litt das Departement El Quiché im Westen der Republik. Nicht umsonst schrieb der bischöfliche Dichter Pedro Casaldáliga (Bischof von Sao Felix do Araguaia/ Brasilien):

Zieh deine Hochzeitskleider an,
du, der größte Märtyrer von allen,
Santa Iglesia de Quiché.

Tausende von Katholiken, 400 Katecheten und 13 Priester wurden damals getötet. Aus der Vielzahl derer, die für ihren Glauben, ihr Leben nach dem Evangelium, ihren Dienst an den Bedürftigsten und für den Versuch, wie Jesus zu leben, getötet wurden, wählte man zunächst zehn Personen für den ersten Seligsprechungsprozess aus: Drei spanische Herz-Jesu-Missionare und sieben einheimische Katecheten und Mitarbeiter, die nun die ersten Seligen der indigenen Völker in Mittelamerika sind. Weitere sollen folgen.

 

JUAN BARRERA MÉNDEZ       + 18.1.1980        Alter: 12

Aus tiefer Religiosität heraus begleitete er die Katecheten bei ihren Treffen mit den verschiedenen Gemeinden und war dort Ansprechpartner für die Gleichaltrigen, mit denen er die Bibel teilte, betete und sang. Wenige Tage vor seinem Tod hatte er angesichts der zunehmenden Gewalt in El Quiché eine Gebetsgruppe organisiert, die sich nachts traf, um für den Frieden zu beten. Deshalb beschuldigt zur Guerilla zu gehören, wurde Juan von den Soldaten zum Verhör mitgenommen, gefoltert und erschossen. Seine letzte Botschaft an seine Freunde: „Habt keine Angst vor dem Tod, macht weiter und arbeitet mit dem Wort Gottes. Das Wort Gottes endet nicht mit dem Tod.“

 

JOSÉ MARÍA GRAN CIRERA  MSC     + 4.6.1980     Alter: 35

Cirera, spanischer Herz-Jesu-Missionar aus Katalonien und seit 5 Jahren im Land, war gewarnt. Er wusste, dass man nach ihm suchte, dass er verfolgt wurde. Seine Antwort: „Ich bin in der gleichen Gefahr wie alle Menschen in meiner Gemeinde. Was würdest du von einem Freund halten, wenn er dich im Moment der Not im Stich ließe? Keiner von uns wird verlassen sein.“. Auf dem Weg in eine Gemeinde in einem Bergdorf geriet er mit seinem Freund und Mesner Domingo in einen Hinterhalt von Soldaten, die ihnen in den Rücken schossen und sie liegen ließen. „Ich danke Gott, dass ich in Guatemala bin“, hatte er an seine Familie geschrieben, „denn ich habe eine besondere Zuneigung und Achtung für diese Menschen. Ihnen will ich das wahre Bild Gottes als guter Vater verkünden, mit ganzer Freude und Hingabe.“

 

DOMINGO DEL BARRIO BATZ     + 4.6.1980      Alter: 29

Der Vater von drei Kindern begleitete die Priester bei ihren Reisen durch die weitläufig verstreuten Gemeinden: als Sakristan, Übersetzer, Katechet und Krankenpfleger. An einem Tag riet ihm Pater José María, gewarnt vor einem möglichen Angriff, seiner Familie zuliebe auf einem längeren, aber sichereren Weg zurückzukehren. Seine Antwort: „Ich will nicht von Dir getrennt werden, wenn sie dich töten, werden sie auch mich töten, denn wir kommen zusammen und kehren zusammen zurück.“ Auf ihrem Weg zurück nach Chajul wurde er zusammen mit Pater Cerera von Soldaten in einem Hinterhalt mit Kugeln durchlöchert.

 

FAUSTINO VILLANUEVA VILLANUEVA MSC + 10.7.1980  Alter: 49

Villanueva hatte durch seine Verkündigung und seine schulische und katechetische Arbeit mit dem Schwerpunkt auf die Stärkung des Bewusstseins für die Würde jedes Menschen den Zorn der „geheimen antikommunistischen Kraft“, einer im Untergrund arbeitenden paramilitärische Gruppe, auf sich gezogen, weil er ihre wirtschaftlichen Interessen störte. Auch er wurde gewarnt, weigerte sich aber, seine Gemeinde zu verlassen: „Wir können die Menschen nicht im Stich lassen, auch wenn uns das, was passiert, beunruhigt und erschreckt.“ Als Sargträger von P. Cerera hatte er noch gefragt: „Wer wird der Nächste sein?“ Es war er, nur einen Monat später. Zwei Männer baten ihn an einem Abend um ein seelsorgerliches Gespräch, er ging mit einem von ihnen in sein Büro, der ihm dort mitten ins Gesicht schoss. Das Motorrad, auf dem sie flohen, fand sich in der Armeekaserne in Santa Cruz del Quiché wieder.

 

TOMÁS RAMÍREZ CABA       + 6.9.1980       Alter: 45

Tomás war mehr als zwanzig Jahre lang der Hauptsakristan von San Gaspar de Chajul. Als die Pfarrei wegen deren Ermordung ohne Priester dastand, wurde ihm die Aufgabe der Gemeindeleitung und die Fürsorge für die Kirche übertragen. Dies erfüllte er mit großer Treue und Stärke, im tatkräftigen Widerstand gegen das Militär, das die große Kirche als Operationszentrale nutzen wollte. Für ihn war klar, dass „meine Verpflichtung darin besteht, mein Leben hier in der Kirche zu geben… wenn ich hier getötet werde, werde ich glücklich sein“. Während einer zur Ablenkung inszenierten Schießerei im Dorf, schossen Soldaten ihm im Hof der Kirche in den Rücken und übernahmen Gotteshaus und Kloster.

 

NICOLÁS CASTRO      + 29.9.1980        Alter: 35

Nicolás war Katechet, Kommunionhelfer, Gesundheitsförderer und Genossenschaftsmitglied. Da es den Katholiken nun verboten wurde, sich in Oratorien und Kapellen zu treffen, organisierte er Treffen nachts in den Bergen. Für ihn war die Eucharistie die einzige Kraftquelle, die sie durch diese Zeit der Verfolgung tragen konnte. Bei jeder Reise, auf der er das Allerheiligste und konsekrierte Hostien zu den Menschen brachte, riskierte er sein Leben. Er war sich sehr bewusst, dass er irgendwann deswegen getötet werden würde, gab aber seine Arbeit nicht auf. Er wurde am 29.9. gewaltsam aus seinem Haus geholt und im Hof seines Hauses vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder erschossen. Es war der der Festtag der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael: der eine Kämpfer gegen das Böse, der andere Verkünder der frohen Botschaft und der dritte Begleiter auf schweren Wegen. Das war, was er in sich vereinte.

 

REYES US HERNÁNDEZ      + 21.11.1980       Alter: 41

Engagierter Leiter und Mitarbeiter, wo immer Tatkraft gefragt war: engagiert in der sozialen und gesundheitlichen Entwicklung seines Volkes, in der Schule, auf der Straße, in der Kooperative, in der Kirche …, auch als Katechet und Sänger. Ein Mann, in dem Glaube und Werke sichtbar vereint waren. „Ich werde von der Armee bedroht und es ist wahrscheinlich, dass sie mich töten werden, aber ich habe keine Angst… Ich bin der Kirche sehr verbunden und sehe nicht, dass dies ein Verbrechen ist“. Nachts holten ihn die Soldaten und töteten ihn im Innenhof seines Hauses mit Schüssen in Rücken und Kopf, dann brannten sie sein Haus nieder.

 

JUAN ALONSO FERNÁNDEZ MSC      + 15.2.1981      Alter: 47

Fernandez` Kreuzweg begann mit bespuckt werden und einer Nacht grausamer Folter. Eigentlich sollte er da schon getötet werden, aber sie ließen von ihm ab. „Es wäre besser gewesen, mich zu töten und nicht das zu tun, was sie mir angetan haben.“ Trotz allem gab er nicht auf. Auf seinem Weg zu einer Eucharistiefeier im Nachbardorf nahmen sie ihn erneut gefangen, folterten ihn wieder und schossen ihm dreimal in den Kopf. Tage zuvor hatte er noch gesagt, als er das Kreuz in die Hand nahm, das er immer auf der Brust trug: „Wegen dir bin ich Priester geworden, und wenn ich wegen dir sterben muss, dann bin ich hier“.

 

ROSALÍO BENITO IXCHOP     + 22.7.1982     Alter: 68

Rosalio war eines der ersten Mitglieder der Katholischen Aktion in seinem Ort. Bei der Gründung gaben alle ein Treueversprechen ab bis in den Tod. Obwohl Analphabet, lernte er die Gebete und Lieder für alle Lebenslagen und wurde so Katechet und Animateur der Gemeinde. Mit viel Liebe bereitete er die liturgischen Feiern vor, besonders die Eucharistie, widmete sich ganz seiner Mission und ließ keine Gelegenheit aus, sich durch den Besuch von Kursen zu bilden, auch wenn er dafür stundenlang laufen musste. Nach einem Leben voller Schwierigkeiten und Gefahren erlitt er einen grausamen Tod durch die Folter. Sein Körper wurde mit anderen ermordeten Gefährten in einen Brunnen geworfen.

 

MIGUEL TIÚ IMUL        + 31.10.1991        Alter: 50

Miguel war Katechet und ein Mann, der immer bereit war, anderen zu helfen und offen die Wahrheit zu benennen. Er war sich sehr bewusst, dass es ihn in Gefahr brachte, wenn er die Ungerechtigkeiten offen anprangerte und tatsächlich war er ein paar Monate vor seinem Tod schon einmal inhaftiert und gefoltert worden. Er wollte trotzdem nicht fliehen. „Wenn ich sterbe, sterbe ich wie Jesus“. Er wurde mit dem Tod bedroht, nannte aber nie den Namen des Bedrohers: „Gott weiß, dass es besser ist, wenn das so bleibt“. Auf dem Weg zu seinem Maisfeld, wo seine drei Kinder auf ihn warteten, wurde er hinterrücks erschossen.

 

Diese drei Herz-Jesu-Missionare und ihre Mitarbeiter im Dienst der Diözese Quiché in Guatemala, lebten den Geist ihrer Kongregation und nahmen die Nummer 12 ihrer Konstitutionen ernst: „Im Vertrauen auf die Gnade Gottes werden wir bereit sein, wenn nötig, unser Leben für die Menschen zu geben. Die Basis ihres Martyriums war neben ihrer Liebe zu den Menschen auch Teil ihrer Botschaft in der Nachfolge Jesu für die Welt: „Es gibt keine größere Liebe, als dass einer sein Leben hingibt für seine Freunde.“ (Joh 15, 13) So ist die Liebe Gottes!

Comments are closed.