Nachruf – P. Johann Baptist Aschenbrenner MSC

Johann Baptist Aschenbrenner MSC
18.5.1922  – 19.1.2019

Der 24.1.2019, der Tag seiner Beerdigung war ein kalter Wintertag. Unter Kälte hat P. Aschenbrenner gelitten, seit er aus Afrika nach Europa zurückgekehrt war. Selbst bei für andere warmen Temperaturen trug er Anzug und Mantel. So habe ich ihn kennengelernt und nur selten anders gesehen. Afrika war irgendwie eine Intermediumszeit zwischen zwei Eiszeiten. Denn auch in seinen Schilderungen aus dem Krieg, die er 2005 niederschrieb, ist die Kälte ein zentrales Thema. Als Temperatur, aber mindestens in gleichem Maße als menschliche Erfahrung. Wie könnte es anders sein im Krieg, in Gefangenschaft! Die wenigen „wärmeren“ Momente schildert er da ganz ausführlich: die Gemeinschaft mit zwei anderen Soldaten, die bei aller Not beschlossen, das wenige zu teilen, das jeder organisieren konnte und die russische Ärztin, die Erbarmen mit dem kleinen und nach einer Ruhr völlig abgemagerten Gefangenen hatte und ihn schon 1945 nach Hause entließ. Da wurde ein Hindernis, das ihn fast das Leben gekostet hatte, ganz sichtbar zu einem Mittel zum Ziel – zurück ins Leben.

Und Hindernisse gab es im Leben von P. Baptist genug. Dreimal unterbrachen die Nazis seine schulische Laufbahn, indem sie die katholischen Schulen schlossen, in denen er war: 1937 in Donauwörth, 1938 in Salzburg und 1941 in Ingolstadt. 1941 dann endgültig durch die Einberufung zur Wehrmacht. Erst 1946 konnte er sein Abitur machen und seinem Ruf folgen, der ihn auch während der Kriegsjahre durchhalten ließ: er wurde Herz-Jesu-Missionar.

Nach den Jahren der Ausbildung und drei Jahren in der Pastoral hier, wurde er in die Mission in den Kongo ausgesandt, nicht ohne schwere Bedenken der Verantwortlichen, ob das dieser kleine und so schwächlich wirkende Mann überleben könne. Er konnte, sogar ziemlich gut. Gerade in den Greueln des Kriegs hatte er gelernt zu überleben, vorausschauend zu planen und pragmatisch zu handeln. Ein Beispiel: Jeden Abend ging P. Aschenbrenner in seiner Missionsstation zum Friedhof. Ein kluger Schachzug, denn das brachte ihm den Ruf ein, mit den Toten in Verbindung zu stehen und stärkte so seine Autorität in einem Land, in dem die Geister der Toten noch so mächtig ins Leben der Lebenden hineinwirken. Und getreu dem Wunsch unseres Gründers bildete er Laienmissionare aus, 150 Katechisten, die zum Teil noch heute in den Gemeinden die Botschaft Jesu weitertragen. Das nennt man nachhaltig.

Sein wacher Geist und sein verschmitzter Humor blitzten auch im hohen Alter immer wieder auf, auch wenn ihm die Kommunikation aufgrund seiner Hörstörung zunehmend schwerfiel. Darunter hatte er sehr zu leiden, v. a. unter der sozialen Einschränkung. „Schwerhörigkeit macht einsam“ stand an seiner Tür. Auch wenn sich die Mitbrüder im Haus mühten, dem zu begegnen, für einen so kommunikativen Menschen konnte das immer nur zu wenig sein.

Auch das hat Gott nun erlöst und zu einem guten Ende geführt: Noch während der Bitte in der Messe, Gott möge ihn in den Himmel aufnehmen, hatte ich ein klares Bild: da ist er schon längst, sitzt auf dem Stuhl links vom Vater, der seine Ohren bereits wieder geöffnet hat und ist in bester, humorvoller Unterhaltung mit Gott. Was immer er ihm zu sagen hatte – Gott lacht und freut sich an seinem neuesten „Zugang“. So werde ich ihn in Erinnerung behalten, mit diesem hoffnungsvollen, im allerbesten Sinn missionarischen Bild direkt aus dem Himmel.

P. Norbert Rutschmann MSC

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