Lk 6,39-42: Der Balken im Auge – Bibel hautnah

Bibel hautnah

Unter dieser Rubrik möchten wir uns mit Ihnen in unregelmäßigen Abständen Zeitthemen nähern und sie mit Stellen der Bibel verknüpfen – in mitunter unkonventioneller Deutung. Aber immer nah am Zeitgeschehen und damit auch an uns Menschen. Bibel hautnah eben.

 

Lk 6,39-42: Der Balken im Auge

 

„Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen?“

Die Gefahr besteht, wenn wir denken, wir müssten den Weg selbst finden, Sie oder ich. Wie sollte das gehen? Gerade im Blick auf die Zukunft sind wir doch alle Blinde. Hellseher, falls es sie geben sollte, einmal abgesehen. Ob das den sog. „Anführern“ oder „Influenzern“ in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft immer so klar ist? Und allen, die sie wählen oder ihnen folgen.

Stimmt das nicht für alle, was da im Evangelium als zentrales Hindernis genannt wird: der Balken im eigenen Auge. Unsere blinden Flecken, die viel mehr unsere Wahrnehmung und damit auch unsere Entscheidungen beeinflussen, als wir denken. Wie oft scheitern beste Ideen an falschen, aber rational scheinenden Annahmen oder nicht erwarteten emotionalen Widerständen, eben an den blinden Flecken bei mir oder anderen. Beim Blick in die Zukunft ist der Wunsch der Vater des Gedankens, wer ihn trotzdem verheißt, weckt unerfüllbare Erwartungen.

Diese führen beim einen zu einem kolossalen Druck (vorausgesetzt er besitzt so etwas wie Ehrgefühl), beim anderen in der Regel zu großer Enttäuschung, wenn sie sich nicht erfüllen. Meist mit der Folge von Forderungen, dass dies Konsequenzen haben, bestraft werden muss, obwohl man es hätte wissen können. Der Automatismus ist meist, dass der Enttäuscher („der muss weg“) durch einen anderen ersetzt wird, der aber auch nicht in die Zukunft schauen kann. Irren ist eben menschlich, selbst ohne Balken im Auge und Zukunft nicht vorauszusehen.

Was tun? Anerkennen, dass selbst die klügsten Pläne fürs Leben den Charakter von trial and error haben, ein guter Begleiter aber das Risiko deutlich minimiert. Einer, der sich auskennt, v.a. mit den Menschen. Da ist Gott ziemlich unschlagbar. V.a. bei den Grundthemen des Menschen, Leben, Freiheit und Liebe, die es zu finden und zu sichern gilt. Das ist die Aufgabe des Menschen von Kindheit an, das sind die Grundthemen jeder Mensch – Werdung. Wie diese Menschwerdung gelingt, das entscheidet über meinen Balken im Auge und damit über meine Sicht auf mich selbst und die Welt. Die Bibel ist voller Hinweise, wie das gelingen, aber eben auch scheitern kann. Gott sei Dank! Aus beidem kann man lernen.

 

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