chevalier-41

Jubiläumsjahr P. Chevalier (4)

Am 15.3.2024 jährt sich zum 200.sten Mal der Geburtstag unseres Gründers P. Jules Chevalier, ein willkommener Anlass, noch einmal tiefer zu blicken, was uns unser Gründer heute noch zu sagen hat.

  1. Gedanke:

Joel 2,18: Da erwachte im Herrn die Leidenschaft für sein Land und er hatte Erbarmen mit seinem Volk.

Vielleicht ist das kleine Buch Joel mit seinen gerade mal vier Kapiteln das Buch der Bibel, in dem die Leidenschaft Gottes für sein Volk am komprimiertesten zusammengefasst ist. Welch ein Unterschied zeigt sich da zu den a-pathischen Göttern der Antike, die als unempfindlich, leidensunfähig und unerreichbar für alles, was die Welt bewegt, erlebt wurden: „Denn so haben es zugesponnen die Götter den elenden Sterblichen, dass sie leben in Kummer, selbst aber sind sie unbekümmert“ (Homer, Ilias, 24.Gesang).

Pixabay

Trotz der Schilderungen des Gottes Jesu Christi im Alten und Neuen Testament haben diese antiken Ideen auch Eingang in unsere Gottesbilder gefunden, in praktisch allen Theodizeefragen lauern sie im Untergrund: Wie kann Gott das zulassen? Was immer auch heißt: Hat er kein Gefühl für uns Menschen? Liegen wir ihm nicht am Herzen? Sind wir ihm egal?

 

Ganz anders die Heilige Schrift, die einen ganz leidenschaftlichen Gott zeigt, den sein Volk kümmert, mit dem er einen ewigen Bund geschlossen hat. Da gibt es großes Erbarmen, großes Unverständnis (Was machen die denn jetzt schon wieder!), großen Ärger, große Zärtlichkeit und großen Einsatz. Immer leidenschaftlich! So wie es uns auch von Jesus überliefert ist. Wer mich sieht, sieht den Vater! Und immer ist es eine Leidenschaft für das Leben der Menschen: „Ich will, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10)

 

Diese Leidenschaft für das Leben bewegte auch P. Chevalier, sie war der Grundantrieb für seine Mission. Denn er erlebte vor Ort in Issoudun, wie die Gewalt in der Folge der französischen Revolution die Menschen verändert hatte. Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben an sich und Egozentrik prägte sie. Die Welt war erkaltet. Da wollte er ansetzen, das wollte er ändern. Fürs Leben und für die Menschen, ganz in der Nachfolge Jesu.

„Bemühen wir uns überall das Feuer seiner (Jesu) Liebe zu entzünden, um Egoismus und Gleichgültigkeit zu bekämpfen. Das ist das Ziel unserer kleinen Gemeinschaft. (Regeln 1857)“

Dabei war er kein Theoretiker, sondern suchte immer auch nach praktikablen Lösungen, die er als leidenschaftlicher Freund Jesu auch bei diesem fand:

„Die Liebe des Herzens Jesu ist Barmherzigkeit. Jesu Werk auf Erden war es, nicht zu verurteilen, sondern zu vergeben, die Leidenden nicht zu meiden, sondern sie zu trösten.“  (Meditations II)

Mit Sanftmut, Milde und Kraft alles zu umarmen und nichts und niemand auszuklammern gehörte für ihn dazu. Aber auch ganz aktiv negative Entwicklungen zu verändern, ein Widerspruch zu sein gegen das Unrecht. Auch in der Kirche:

„Wir wollen uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bemühen, den zerstörenden Geist der Furcht und Strenge, der so viel Verwirrung in der Kirche verursacht hat, auszurotten.“ (Konstitutionen 1877)

Bei all dem könnte man verzweifeln, auch heute noch. Aber P. Chevalier war getragen von einer starken Grundüberzeugung:

„Wenn Gott etwas erreichen will, sind Hindernisse für ihn Wege zum Ziel. Er bringt zum Leben, was nach menschlichem Ermessen nie das Licht des Tages gesehen hätte. Gott entwickelt und stärkt, was dem Tod geweiht war. (Jahrbuch der Gesellschaft)  Ihm war klar, dass Gott gar nicht anders kann, weil er ein Gott des Lebens ist.

Und er war getragen von einer leidenschaftlichen Beziehung zu Jesus, von der er sich auch verändern ließ:

„P. Chevalier war ein normaler Mensch mit normalen Talenten, wie seine Freunde bezeugen. Er wurde jedoch zu einem geistlichen Riesen dadurch, dass er sich fesseln ließ vom Enthusiasmus und der Leidenschaft für Jesus. Diese Leidenschaft bewahrte er sein ganzes Leben hindurch. Er zeigt uns, was mit gewöhnlichen Menschen geschehen kann, wenn sie sich von Jesus berühren lassen und treu zu dem Geist stehen, der in ihren Herzen wirkt.“ (H. Kwakman)

 

Leidenschaft für Gott und für die Menschen!

 

Comments are closed.