Kimwenza bei Kinshasa, Advent 2018
Maria »gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war«
(Lukas 2,7)
Liebe Mitbrüder, Angehörige und Wohltäter unserer Afrika-Mission!
Zum Jahresende Euch allen einen herzlichen Gruß vom sommerlich warmen, in sattem Grün prangenden Kimwenza-Hügel am südöstlichen Rand der Mega-City Kinshasa! Ich wünsche Euch und Euren Familien einen gesegneten Advent, ein friedliches, frohes Weihnachtsfest, sowie Gottes Segen und Beistand im neuen Jahr 2019, was immer es an frohen und leidvollen Tagen bringen mag.
Seit 5. November bin ich zurück im großen Kongo, nach gut zwei Monaten sehr bewegten Urlaubs in der Heimat und einer gut zweiwöchigen Ordensversammlung in Übersee. Mehreren von Euch durfte ich begegnen im vergangenen Herbst, der mit seinen prächtigen Farben ein besonderes Erlebnis für mich „Afrikaner“ war. Viele von Euch haben mir ihr Interesse und ihre Verbundenheit mit unserem Einsatz hier in Afrika bezeugt und mit oft namhaften Spenden bekräftigt. Dafür möchte ich nochmals von Herzen danken, im Namen aller, denen Eure Gabe hier zugutekommt: vor allem die vielen Bedürftigen und Notleidenden um uns und in der großen Stadt unten am Ufer des großen Kongostromes: Kranke, Unfallopfer, Kinder und Jugendliche, deren Eltern das nötige Schulgeld nicht aufbringen können, arbeitslose Personen und Familien, die die Fahrtkosten zurück in die oft weit entfernten Heimatdörfer – meist mit dem Schiff – nicht bezahlen können, und auch die Gemeinschaft mit unseren Ordenskandidaten in Ausbildung, der ich seit Juli 2017 angehöre. Ihr und unser Dank an Euch ist unser tägliches Gebetsgedenken für alle Wohltäter.
Kurz vor meiner Abreise in die Heimat Ende August habe ich meine Verantwortung als Novizenmeister in die Hände meines jüngeren Mitbruders Jonas Hassan aus Nordkamerun übergeben und bin nun sein Assistent. Der Hausmeister und Verwalter ist weiterhin Br. Paul Tenda aus dem Kongo. In diesem Ausbildungsjahr 2018/19 haben wir vier Novizen: zwei aus dem Senegal, je einer aus Burkina Faso und aus Kamerun. Sie haben ihr Noviziat am 19. August begonnen, als ihre neun Vorgänger mit der ersten Profess ihr Probejahr beendeten. Letztere haben im September ihr Theologiestudium in Kamerun begonnen. Das Leben in unserm Noviziat habe ich Euch im vergangenen Jahr zu beschreiben versucht.
Was in diesen Wochen die Gemüter der über 80 Millionen Kongolesen bewegt und erhitzt, sind die kurz vor Weihnachten anberaumten allgemeinen Wahlen der 26 Provinzparlamente und des Landesparlaments, des Senats (Oberhaus) und des Staatspräsidenten. Die Straßen in der Stadt unten sind von einem Wald von z.T. riesigen Wahlplakaten gesäumt. In Anbetracht der großen Armut der unteren Bevölkerungsschichten stellt sich einem sofort die Frage: ist ein derartiger, sündteurer Aufwand zu verantworten? Aber auch beunruhigende Fragen kommen hoch und werden von vielen negativ beantwortet: Können in der gegenwärtigen Situation des riesigen Landes diese Wahlen transparent und glaubwürdig sein? Das gewalttätige Vorgehen der „Ordnungskräfte“ gegen Wahlveranstaltungen der Oppositionskandidaten, ein Großbrand in einer Lagerhalle der Wahlkommission in Kinshasa … verheißen nichts Gutes. – Jeden Tag beten wir Christen, dass der Friede im Land bewahrt werde, was allerdings schwer vorstellbar ist, solange nicht mehr für Gerechtigkeit getan wird und solange die allgegenwärtige Korruption nicht ernstlich bekämpft wird. „Tauet Himmel den Gerechten!“ und „Dein Reich komme!“ scheinen mir gegenwärtig zu den dringendsten Gebetsanliegen unserer Gemeinden und Gemeinschaften zu gehören.
Mit herzlichen Grüßen, in Dankbarkeit: P. Bruno MSC