Bibel hautnah
Unter dieser Rubrik möchten wir uns mit Ihnen in unregelmäßigen Abständen Zeitthemen nähern und sie mit Stellen der Bibel verknüpfen – in mitunter unkonventioneller Deutung. Aber immer nah am Zeitgeschehen und damit auch an uns Menschen. Bibel hautnah eben.
Joh 1,6-8
Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht. Er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Klare Worte, klare Botschaft! Da tritt einer auf und verkündet Hoffnung im Dunkel. Dass das Licht kommen wird, nach dem sich alle sehnen, dass es nicht mehr lange dauern wird. Das zieht die Menschen an, v.a. in dunklen Zeiten. Weil es Relevanz für ihr Leben hat.
Die Unterscheidung, was Relevanz für mein Leben hat und was meinem Leben wirklich dient – dahin zu kommen, war noch nie einfach. Oft hat man die Frage lieber vermieden, weil es eh nicht verwirklichbar war, manchmal wurde aus einem Traum Wirklichkeit.
Heute ist das einfach. Heute hat man Influenzer und Lobbyisten. Bei den einen ist es egal, was sie für relevant halten, Hauptsache sie verkaufen sich gut. Der Inhalt tritt hinter die Form zurück. Die anderen wissen genau, was relevant ist, aber eben nur für sie selbst. Beide verbindet, dass es ihnen um Geld und Einfluss geht, aus dem sie ihren eigenen Wert schöpfen. Sie ziehen ihre Bedeutung und Macht aus der empfundenen Wertlosigkeit und Ohnmacht der anderen. Das ist eigentlich leicht zu durchschauen. Aber es funktioniert. Zumindest für sie. Ihre klare, weil so einfache Botschaft, dient nur ihnen selbst. Mehr wollen sie auch nicht.
Wie anders ist die Botschaft des Johannes. Das Licht, das er verkündet, dient anderen, er selbst lebt in Sack und Asche. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, hat er Einfluss. Vielleicht auch, weil seine Botschaft ein Vielfaches von dem erfordert, was man sich mit Geld kaufen kann: eigene Entscheidung, Veränderungsbereitschaft, Altruismus, ein Herz. Konkret: die Rückkehr zu Gott im Vertrauen auf seine Liebe, Sinn für Gerechtigkeit, Herzlichkeit (Lk 1,16-17).
Oft braucht es echte Herausforderungen, um den Menschen zu seinen besten Seiten zu ermutigen. Nicht damit er Licht wird, aber weiß, wo es zu finden ist. Ganz nah. Ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt (Mt 28,20).
Das Beziehungsmodell Jesu und das um sich greifende suchtbasierte Lieferanten-Konsumentenmodell heute könnten unterschiedlicher nicht sein. Wie es eben Heil und Unheil naturgemäß sind. Fördern und Fordern sind gefragt, wenn sich menschlich etwas entwickeln soll. Kontinuierliches Füttern macht nur dick und unselbständig. Babys haben das im Blut: Eines der ersten Dinge, die sie sich erobern, ist selber zu essen. Kinder wollen keine Konsumenten sein, sondern Eroberer. Wenn man es ihnen nicht aberzieht. Es sollte nur jemand an ihrer Seite sein. Am besten einer, der leuchtet.