18.9. – 7.10.2023 in Nemi bei Rom
Generalkapitel – was ist das? Das ist eine bei den MSC alle 6 Jahre stattfindende internationale Konferenz, in der die Provinziäle und einige gewählte Mitglieder aus den internationalen Provinzen zusammen mit den Mitgliedern des Generalats sich Gedanken über die Zukunft des Ordens machen und im gemeinsamen Nachdenken die Probleme orten und Lösungen dafür zu finden versuchen. Beim Generalkapitel wird auch der General gewählt, der selbst seine Assistenten wählt, die vom Kapitel dann bestätigt werden müssen.
Manche Orden machen da kurzen „Prozess“, d.h. sie nehmen sich nur ein paar Tage Zeit, um sich Gedanken über den Status quo zu machen und all das, was sich daraus an Notwendigkeiten und Möglichkeiten für die kommenden Jahre entwickeln könnte oder sollte. Bei den MSC dauert das 3 Wochen und ist ein erschöpfender Prozess in des Wortes doppelter Bedeutung: erschöpfend für die Teilnehmer aus aller Welt (wir sind ja in 51 Ländern vertreten), d.h. am Ende sind alle k.o.. Erschöpfend aber auch in dem Sinne, dass wirklich alle anstehenden Themen auf den Tisch kommen sollen. Die Welt dreht sich ja weiter und erfordert immer wieder neu, über unsere Strukturen und die Ausrichtung unserer Pastoral nachzudenken.
Das ist – und war auch dieses Mal – harte Arbeit, zumal selbst die „freien“ Tage, d.h. einer/Woche verplant waren. Und es war auch nicht immer angenehm: Themen wie der Umgang mit Missbrauch in der Kirche und dessen Verhinderungsmöglichkeiten sind maximal herausfordernd, zumal es meist keine einfachen Lösungen gibt – wenn überhaupt welche. Die Zukunft der überalterten europäischen Provinzen war genauso Thema wie die der jungen Provinzen und Unionen, die zwar viele Berufungen haben, aber immer zu wenig Geld, um die Kosten dafür allein zu stemmen.
Auch die Frage der MSC-Identität in dieser Zeit beschäftigte das Kapitel: Was bedeutet es, in der heutigen Zeit MSC zu sein, ein Missionar des Herzens? Wie können wir heute unser Charisma leben und es für die Menschen fruchtbar machen, sowohl nach außen, aber auch in unserem Gemeinschaftsleben. Diese Fragen betreffen natürlich besonders unsere Ausbildung: Wer passt zu uns? Was muss einer dafür mitbringen? Was sollte er entwickeln?
Dazu kommen noch so „spannende“ Themen wie Anpassung der Statuten an Veränderungen im Kirchenrecht dazu, Archivierung unserer Geschichte und allem was dazu gehört, Verwaltungsanpassungen, Finanzen etc.. Dinge, die jemanden der in den Orden kam, um die Frohe Botschaft zu verkünden, nicht unbedingt vom Hocker reißen, aber eben auch getan werden müssen. Wenn die oft zitierte Floskel vom „Priesterleben Opferleben“ jemals Bedeutung bekommen kann, dann hier.
Wie könnte es anders sein bei einem Treffen von Ordensleuten, war alles täglich eingebettet in das Morgengebet mit einem anschließenden Austausch in einer Kleingruppe und der Hl. Messe am Abend, in denen unsere Verbundenheit besonders deutlich wurde. Das ist das Zentrale, das uns verbindet, das sich aber immer auch wieder in kleinen Zeichen ganz einfach äußert, z.B. in den kleinen Mitbringseln aus aller Welt für die Mitbrüder.
Arbeiten ist das eine, aber nicht das einzige bei einem solchen Treffen. Genau so sehr geht es darum, die vielen verschiedenen Teile der Gemeinschaft zusammenzubringen und für den weiteren Weg nach dem Kapitel zu stärken. Es ist schon etwas ganz Besonderes, Mitbrüder aus aller Welt kennenzulernen, zu spüren, wie unser Charisma uns über alle Grenzen und kulturellen Unterschiede hinaus verbindet. Da gibt es keine Anfangsschwierigkeiten, man fühlt sich sofort zuhause. Und wenn an den sog. „Gaudeamusabenden“ (= heute Abend zählt nur das Vergnügen) jede Provinz etwas zum Besten geben muss wird deutlich, wie viele Talente hier versammelt sind und dass der Humor zurecht eines unserer Markenzeichen ist. Auch eine Verbindung über alle Grenzen hinweg.