Ein Kind sprengt die Erde
Als alle Hoffnungen begraben,
die Brunnen versiegt,
die Fragen verstummt
und die Feuer gelöscht waren,
da ereignete es sich zur Mitte der Nacht,
dass die zarte Pflanze Kind
die harte Kruste der Herzen durchbrach.
(Unbekannt)
Ein Kind sprengt die Erde
„Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor …. Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften, Treue der Gürtel um seinen Leib …. Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein …. Kalb und Löwe weiden zusammen …. Kuh und Bärin freunden sich an“ (Jes 11)
Müssen wirklich erst alle Hoffnungen begraben und alle Brunnen versiegt sein, bis es dem Kind gelingen kann, die harten Krusten zu durchbrechen? Bis aus der Willkür der Macht Treue zur Gerechtigkeit werden kann? In der Ukraine, in Palästina, am Amazonas – an den vielen Orten, wo Menschen Menschen Gewalt antun. So viel vernichtetes Leben!
Das Kind will nicht der Star sein an Weihnachten, auch wenn das Licht im Zentrum auf seine Krippe fällt. Es kommt, damit Leben eine Chance hat, damit der Mensch aufhört des anderen Menschen Wolf zu sein. Damit auch das Lamm eine Chance hat. Und der Wolf! Wie kann er denn als Mensch leben, wenn er immer Wolf bleibt? Ohne Liebe. Ohne Licht. Ohne Hoffnung! Dort, wo nichts Menschliches mehr lebt.
Das ist das Ziel des Kindes, auf das der Schamane rechts hinweist: nicht ein Entweder-Oder, sondern ein Zusammen. In Frieden! Und wenn es gut geht, vielleicht bevor alle Hoffnungen begraben sind und alles Menschliche zerstört ist. Daran will uns das Kind jedes Jahr erinnern: dass Frieden möglich ist, ein Frieden, der Leben für alle sichert. Weil er aus dem Herzen kommt!