„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!“ (1)

Ein Satz, immer wieder gern genommen von den „Rationalen“, die damit jegliche Intuition vom Tisch wischen. Nicht weil Intuition per se schlecht wäre, sondern weil sie selbst keinen Zugang dazu haben oder ihr nicht trauen. Nur die sogenannten Fakten zählen, da hat man etwas Sicheres in der Hand. Nicht eingedenk der Tatsache, dass ja auch Fakten in bestimmten Zusammenhängen interpretiert werden müssen, wenn sie hilfreich sein sollen. Und schon gar nicht berücksichtigend, dass Intuitionen und daraus entstehende Visionen zum Finden neuer Fakten und neuer Lösungswege führen können, wenn die Zeit – und die Menschen – reif dafür sind. „I have a dream“ – Martin Luther Kings Traum war kein Traum, den er mal zufällig in einer REM-Phase geträumt hatte und wieder vergaß. Sein Traum, war die Vision einer anderen, gerechteren und menschlicheren Variante der Realität dieser Welt.

Der Mensch und die Dreifaltigkeit

Und trotzdem denke ich selbst auch: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Aber nicht, um sie wegbehandeln zu lassen (bei krankhaften Formen, aber nur da, wäre die Psychiatrie zuständig), sondern um sich bei der Beseitigung der Hindernisse helfen zu lassen, die dem Menschen bei der Umsetzung seiner Visionen von sich, seinem Leben und dieser Welt im Weg stehen.

Da kann aufdeckende Psychotherapie hilfreich sein, aber v.a. natürlich Gott, der die beste Vision vom Menschen hat – und mitunter vermutlich heftig leidet, wenn der Mensch sich und seine Möglichkeiten verfehlt, weil er sich von den Rationalen, den Ängstlichen oder den Neidern daran hindern lässt, seine Visionen ins Leben zu bringen!

Am besten arbeiten beide vermutlich zusammen, die eine an der Natur, der andere mit seiner Gnade, die – wie uns ja Thomas von Aquin nahegebracht hat – die Natur voraussetzt. Aber eben eine Natur, die sich nicht aus Angst (oder Trotz) der Gnade und damit jeder Veränderung verweigert, sondern die lebensgeschichtlichen Hindernisse dafür entdeckt und beseitigt.

Dann kann man vielleicht entdecken, dass die Vision des Menschen von sich und die Vision Gottes vom Menschen gar nicht so weit auseinander sind. Lebendig, frei, liebend – im besten Sinne menschlich. Ein Ebenbild Gottes eben! Als das hat er uns mal geschaffen. Und tut es immer wieder neu. So leicht gibt Gott nicht auf! Bei allen Widerständen, die die Welt ihm bietet. V.a. die Seite der Welt, deren „Visionen“ wirklich psychiatrisch behandelt werden müssten. Vor allem größenwahnsinnige Despoten – im Großen wie im Kleinen! Dann können Visionen wahr werden.

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