Erfahrungen auf den Philippinen mit den Herz-Jesu-Missionaren

Meine Reise zu den Herz-Jesu-Missionaren (MSC) führte mich nach San Luis auf  Mindanao, der großen Insel im Süden der Philippinen, wo ich fast vier Wochen lang Father Jommy MSC in seinen Tätigkeiten begleiten durfte. Als Pfarrer und Missionar betreut er nicht nur eine Pfarrei mit rund 30 Kirchen, sondern auch eine Schule für indigene Kinder, die Lumad Community High School. Diese Schule, eigens für die indigene Bevölkerung der Region (Lumad) gegründet, ermöglicht den Kindern nicht nur einen staatlich anerkannten Abschluss, sondern auch die Bewahrung ihrer Traditionen – und nicht zuletzt auch regelmässige, nahrhafte Mahlzeiten und Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Ein unerwarteter Auftritt: Vom Erzählen und Zuhören

Schon beim ersten Schulbesuch zerlegte sich meine Idee, dass ich nur da sei, um P. Jommy zu begleiten und dabei Erfahrungen zu sammeln. Nach kurzer Vorstellung in einer Klasse, bat er mich – ohne Vorwarnung – den SchülerInnen etwas Inspirierendes zum Schuljahresbeginn zu erzählen. Das sollte nicht zum letzten Mal sein! Unvorbereitet und völlig überfordert begann ich, etwas über Schweizer Schokolade zu erzählen – bis mir klar wurde, dass hier im Hinterland der Insel weder die Schweiz noch Schokolade den Kindern bekannt waren. Was tun?

Gott sei Dank fiel mir ein Gedanke Frère Rogers aus Taizé ein über die Bedeutung des Zuhörens als Voraussetzung fürs Lernen (z. B., dass hier niemand die Schweiz oder Schokolade kennt) – etwas, das die Klasse und mich an dieser Stelle ja auch ganz basal verband. Es war nicht das letzte Mal, dass mir Frère Roger bei meinen spontanen Reden auf den Philippinen aus der Patsche geholfen hat. Offenbar hatte ich ihm gut zugehört.

Begegnungen ohne Worte: Was Basketball alles bewirken kann

Bald erkannte ich, dass meine Anwesenheit als Europäer nur bedingt etwas „geben“ konnte. Oft wünschte ich mir, ich wäre Arzt oder Handwerker geworden. Dann hätte ich vielleicht tatkräftiger mithelfen können. Es mangelte überall an Infrastruktur und ärztlicher Versorgung. Umso mehr freute es mich dann erleben zu können, dass meine Berufserfahrung als Religionspädagoge sich doch ab und an als nützlich erwies: v.a. beim Zuhören, bei der Wahrnehmung der «kleinen» Dinge und meist einfach im gemeinsamen Tun.

Wie dem täglichen Basketballspiel mit ein paar Jungs aus der Pfarrei. Für sie war es etwas Besonderes, mit einem erwachsenen Mann spielen zu können. Das kannten sie nicht! Geschweige denn, dass der das gerne tat. Und obwohl wir kaum miteinander reden konnten, schuf das Spiel eine erstaunliche und für mich nicht erwartete persönliche Verbindung. Jeden Nachmittag pünktlich um 15:30 Uhr warteten sie nach der Schule auf dem Basketballplatz neben der Kirche auf mich. Und die letzten Worte jeder Session lauteten «tomorrow again, Michael!»

Geben und Empfangen: Was Mission wirklich bedeutet

Diese unerwarteten Verbindungen, die ich beim Spielen erlebt habe, liessen mich über die Art und Weise und die Bedeutung von Mission nachdenken. Für mich traten zunehmend die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Vordergrund, die wir mit anderen Menschen aufbauen, denen wir und die uns vorher noch so fremd waren. Daran müssen sich auch materielle Hilfen und die explizite religiöse Verkündigung messen lassen. Es geht nicht primär um das „Was“, sondern viel mehr um das „Wie“ – das Zuhören, die Offenheit, die Pflege von Beziehungen und das Herz, das beide Seiten einbringen. Genauso, wie es Jules Chevalier, der Gründer der Herz-Jesu-Missionare seinen Mitbrüdern und Nachfolgern ans Herz gelegt hat: «Es ist nicht wichtig, was wir tun, sondern wie wir es tun. Immer mit der Liebe unseres Herzens.»

Jommy Burgos MSC

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