Jubiläumsjahr P. Chevalier (7)

 

Am 15.3.2024 jährt sich zum 200.sten Mal der Geburtstag unseres Gründers P. Jules Chevalier, ein willkommener Anlass, noch einmal tiefer zu blicken, was uns unser Gründer heute noch zu sagen hat.

 

7. Gedanke:

1 Kor 13: Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich …..

 

Es kann sehr hilfreich sein, sich dieses Kapitel aus der Hl. Schrift immer mal wieder vorzunehmen, in dem definiert wird, was Liebe sein kann, ja sein sollte. Und dass ohne Liebe alles nichts ist! Es ist ein Text, der natürlich von einem Ideal spricht und wir wissen, dass Ideale – wenn überhaupt – nur sehr schwer zu erreichen sind. Sie fallen nicht einfach vom Himmel, selbst allein die Annäherung an das Ideal ist oft ein langer, steiniger Weg, v.a. wenn es dabei um unser Herz geht. Weil es unser empfindlichstes Organ ist, reagiert es auf Verletzungen mit Rückzug, Verschluss, Abschottung – nicht aus Bosheit, einfach nur um sich zu schützen. So oder so wird es dann kalt im eigenen Haus und kalt in den Beziehungen zu anderen. Da kann Liebe nicht überleben.

 

Hans Magnus Enzensbergers Zeilen über den Eisberg in seinem epischen Gedicht „Der Untergang der Titanic“ kann dafür als Metapher dienen:

 

Der Eisberg hat keine Zukunft.

Er lässt sich treiben.

Wir können den Eisberg

nicht brauchen.

Er ist ohne Zweifel.

Er ist nichts wert.

 

Es lässt sich nur hoffen, dass der Eisberg als menschliche Daseinsform keine Zukunft hat, dass er ausstirbt mit all seinen Formen der Gewalt und Gefühllosigkeit im Umgang mit anderen. Im Großen wie im Kleinen. Dazu wäre es gut, wenn er sich nicht einfach treiben ließe, sondern nachdenken und nachspüren würde, was er in seiner Egozentrik und Gleichgültigkeit gegenüber anderen anrichtet. Es wäre hilfreich, wenn er zweifeln würde, v.a. an seinem eigenen Handeln und so auch feststellen würde, dass ihn, so wie er ist, eigentlich niemand braucht.

Man kann sich gut vorstellen, dass P. Chevalier diese Zeilen von H.M.Enzensberger auch so hätte unterschreiben können, er sah seine Zeit und die Egozentrik und Gleichgültigkeit zwischen den Menschen ja sehr klar. Aber es ist sicher, dass er gegen die Beurteilung in der letzten Zeile sein Veto eingelegt hätte. Einen Menschen, der nichts wert ist, gab es für ihn nicht, das kennt die Liebe nicht. Im Gegenteil, gerade die Eisberge sind es, die die Liebe am dringendsten brauchen – um sie zum Schmelzen zu bringen. V.a. das eisige Herz. Das hat er uns auch in unseren Konstitutionen mitgegeben (Konst. Nr.22):

„In den Armen und kleinen, den Opfern von Ungerechtigkeit und Gewalt, erkennen wir das Antlitz Christi. Er bittet uns, seine Liebe in ihr Leben zu bringen. In Antwort auf seinen Ruf sind wir bereit, ihr Leid zu teilen und uns entschlossen einzusetzen für ihre Rechte und dafür, dass die Herzen derer sich wandeln, die sie bedrängen und unterdrücken.“

Jedes Herz ist wichtig, jedes liegt Gott am Herzen. Er will, dass alle gerettet werden. Das war auch das Ziel P. Chevaliers. So betete und handelte er, immer im Wissen, dass es mit den Eisbergen um ein Vielfaches schwieriger ist als mit den Leidenden. Aber das war ja sein Ziel: Die Liebe des Herzens Jesu auch dahin zu bringen, wo sonst niemand hingeht. Auch zu den Eisbergen mit den kalten Herzen. Sie sind die Einsamsten.

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