Anflug auf Kiribati

Fiji (4) – Situation der Provinz der pazifischen Inseln

Die MSC-Provinz der Pazifischen Inseln umfasst Fidschi, Samoa, Tonga, Kiribati, Chuuk, die Föderierten Staaten von Mikronesien, die Marshallinseln, Wallis und Futuna und Nauru. Das bedeutet faktisch, dass die Provinz nahezu aus einem ganzen Kontinent besteht, mit einer N-S- und O-W- Ausdehnung von mehr als 3000 km. Praktisch alle Teile der Provinz sind nur mit dem Flugzeug erreichbar. Von Kiribati (frühere Gilbert-Inseln) bis Chuuk kann man dann schon mal zwei Tage unterwegs sein, immer unter Einbeziehung der Tatsache, dass manche Inseln oft nur ein- oder zweimal in der Woche angeflogen werden. D.h. es kann auch mal deutlich länger dauern.

Entsprechend groß sind auch die kulturellen und sprachlichen Unterschiede, jeder Staat hat seine eigene Sprache und in der Regel noch eine zweite aus Kolonisationszeiten (Englisch, Französisch…). Und wie sollte es anders sein, sind auch die mentalen Unterschiede groß. Das unter einen Hut zu bringen, ist eine maximale Herausforderung, die – v.a. in den Ausbildungsetappen – immer wieder neu angegangen werden muss.

Natürlich sind alle katholisch, die bei uns MSC eintreten – geht ja anders gar nicht. Aber genauso natürlich umfasst katholisch sein ein weites Spektrum bei diesen räumlichen Distanzen und gesellschaftlichen Unterschieden. Es macht einen Unterschied, ob ich meine Religiosität auf einer touristisch geprägten Insel wie Fiji lebe mit einer großen Zahl anderer religiöser (meist protestantischer, aber auch hinduistischer) Denominationen. Oder ob ich nach Kiribati komme mit einer nahezu reinen katholischen Monokultur (Ausnahmen bestätigen die Regel).

So leben z.B. auf der zu Kiribati gehörenden Insel Tarawa etwa 20 000 Menschen, die fast alle katholisch und Kirchgänger sind. Praktisch heißt das dann schon mal 18 Messen am Wochenende, aufgeteilt auf zwei Priester = neun pro Mann (das sind drei Mal so viel wie eigentlich von Rom erlaubt). Da bekommt das Wort Priestermangel noch einmal einen ganz anderen Gehalt. Und irgendwie relativiert sich beim Blick auf die internationale Kirche auch der im Westen beklagte Schwund der Gläubigen: den ca. 500 000 ausgetretenen Christen hier bei uns stehen 100 Millionen neue Christen weltweit gegenüber. Jedes Jahr!

Natürlich ist jeder, der sich abwendet einer zu viel und sollte uns drängen, über unsere Verkündigung nachzudenken. Aber es besteht kein Grund zur Weltuntergangsstimmung in Bezug auf die katholische Kirche im Gesamten. Weltuntergangsstimmungen sind ja vielleicht auch eher ein mentales Problem, zu denen verschiedene Länder eben mehr oder weniger neigen. Meist die mehr, die viel zu verlieren haben. Rein materiell gesehen. Da hätte Kiribati mehr Grund, nicht nur weil ein Großteil der Bevölkerung arm ist. Die höchste Erhebung dort beträgt 3m, da ist zu erwarten, dass es in absehbarer Zeit ganz real untergehen wird. Das ist dann keine Stimmung mehr, sondern echter Untergang. Dann ist das idyllische Bild mit dem kleinen Flieger Vergangenheit geworden.

 

 

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