Süd- und Mittelamerika

Missionsarbeit der MSC weltweit

Venezuela

2017 feierten die MSC in Venezuela 50 Jahre Mission in diesem südamerikanischen Land, in dem es nie einfach war, aber noch nie so turbulent wie in unseren Tagen. Die politische, wirtschaftliche und soziale Situation haben das Land trotz großer Ölvorkommen in einen Abgrund geschickt, aus dem es sich wohl nur schwer wieder herausarbeiten kann. Neben der wachsenden Armut besteht tagtäglich aufgrund der Kämpfe zwischen den Pro- und Contra-Gruppen (für oder gegen die Regierung) schlicht Lebensgefahr für die Menschen im Land. Kein Wunder, dass viele junge Leute, die Gegenwart und Zukunft des Landes, ihr Glück woanders suchen.
So gab es zwar Grund zu feiern, aber noch mehr Anlass sich mit der Situation im Land zu befassen. Denn MSC Mission ist ja nicht auf den kirchlichen Rahmen beschränkt, so als gäbe es da einen abgeschotteten Bereich der Glücklichen, ihr Auftrag ist es, die Botschaft vom liebenden Gott in jedes Haus und jedes Herz zu bringen, wo immer das auch sei. Das ist eine Herausforderung, die unter den gegebenen Umständen jeden Tag schwieriger wird, aber auch jeden Tag notwendiger. Die knapp 20 irischen und venezolanischen MSC tun, was sie können. Über jede weitere helfende Hand, um mit den Menschen des Landes wieder auf eine bessere Zukunft zugehen zu können, wären sie überaus glücklich.

Maracaibo  –  Medizinische Versorgung und Schulbildung
Von lebensrettender medizinischer Hilfe bis zu lebenswichtigen Bildungsmöglichkeiten – zwischen diesen Polen bewegt sich die Arbeit der MSC in Venezuela, um die Lebensqualität gefährdeter Menschen in Gebieten größter Not zu verbessern.  Viele gute Erfolge in früheren Jahren wurden durch die jüngsten politischen Entwicklungen leider nahezu völlig zunichte gemacht. Herz-Jesu-Missionare engagieren sich v.a. in den Slums von Maracaibo, der Hauptstadt Venezuelas, in denen überwiegend Indigene leben.

Medizinische Versorgung vor Ort
Die MSCs stellen in Maracaibo zusammen mit kooperierenden Laien basale medizinische Hilfe für die ärmsten Familien in der Region zur Verfügung. Besonders erfolgreich geschieht dies in der pränatalen Begleitung Schwangerer. Die Sterblichkeitsrate der Neugeborenen ist deutlich zurückgegangen, wie auch die Komplikationen (z.B. in der Arbeit) in der Schwangerschaft und bei der Geburt. Schwestern aus Kolumbien leiten das örtliche medizinische Zentrum, während die MSC für die Beschaffung medizinischer Ausrüstung und der notwendigen Medikamente sorgen.

Samen des Wachstums säen
Wie überall in der Welt ist Bildung auch in Venezuela der Schlüssel für eine bessere Zukunft. Deshalb war es den MSC auch wichtig, vor Ort, d.h. in den Slums, für die Kinder aus armen Familien Zugang zu Grund- und weiterführenden Schulen zu schaffen. Dies eröffnet bessere Berufsmöglichkeiten, einen höheren Lebensstandard und damit auch Schritte zu einer wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung am Ort. So legt die Arbeit der MSC den Samen für Wachstum und Fortschritt zukünftiger Generationen, wobei die Pfarrei, die Schule und das Medizinische Zentrum eng zusammenarbeiteten. Es bleibt zu hoffen, dass die gegenwärtige politische Lage, diese zarten Pflanzen nicht gänzlich niederwalzt.

Brasilien

Die Geschichte der Herz-Jesu-Missionare in Brasilien begann 1911 mit der Ankunft zweier holländischer MSC-Priester im Süden des Landes, aus deren Anfängen sich 1946 die Brasilianische Provinz mit Sitz in São Paulo entwickelte. In der Aufbruchstimmung der neugegründeten Provinz entschieden sich vier holländische Patres für eine neue Herausforderung und zogen nach Rio de Janeiro und Minas Gerais weiter in den Norden. Die brasilianische Provinz wurde bald verstärkt durch viele junge holländische MSC, denen die Ausreise während der Naziherrschaft untersagt gewesen war. Zwischen 1946 und 1970 kamen 55 von ihnen nach Brasilien, bis die Nachwuchszahlen in Holland im Anschluss an das 2. Vatikanische Konzil einbrachen. Sie prägten über einen langen Zeitraum die Pastoral und die Ausbildung der wachsenden Zahl einheimischer MSC. Diese wachsende Zahl von Berufungen ermöglichte die Gründung zweier neuer Provinzen in Rio de Janeiro und Curitiba.

Treffen der MSC-Laien in Juíz de Fora 2018

Die Mission der MSC in Brasilien ist sehr stark pfarreienzentriert. In den MSC – Pfarrgemeinden gibt es praktisch überall vor Ort eine große Anzahl von Gruppen von MSC-Laien, die sich der verschiedenen Notlagen und Aufgaben in der Pfarrei annehmen. Darüber hinaus gibt es abgesehen von Privatinitiativen einzelner Patres nur in der Provinz São Paulo überpfarrliche MSC-Projekte, meist im Dienst der Jugend. Dies sind zum einen Schulen, zum anderen aber auch die Centros de Apoio, die Hilfen für benachteiligte Jugendliche anbieten: Nachhilfeunterricht, sozialpädagogische Gruppen, Sport-, Musik-, Mal- und Kunsthandwerkskurse, Computerkurse, aber auch solche zur konkreten Persönlichkeitsreifung: Religion, Bürgerrechte, Umwelt, Gesundheitsvorsorge, Ethik. In all dem geht es sehr stark auch um die Befähigung zu konstruktiver Kommunikation als Gegenmittel zur ubiqitären Gewalt, v.a. in den Favelas der Großstädte.

 

MSC-Karaoke beim jährlichen Treffen

Ebenfalls seit 1946 ist die italienische Provinz der MSC stark im Nordosten des Landes involviert gewesen, auch im Wesentlichen in der Pfarrarbeit. Aufgrund rückläufiger personeller Ressourcen sind nur noch zwei verblieben, Pinheiro (Maranhão) und Fortaleza (Ceará). In São Luís unterstützt die Provinz noch das kleine Seminar “Jules Chevalier”, in dem der junge MSC-Nachwuchs der Region ausgebildet wird.

1966 kamen Patres der süddeutsch-österreichischen Provinz dazu (siehe „weltweit“ Startseite), die sich im Laufe der Jahre vom europäisch geprägten und wohlhabenden Süden (Santa Catarina) über einen „Zwischenstopp“ in Espírito Santo (nördlich der Region Rio de Janeiro) in den armen Norden und Nordosten vorarbeiteten. Die meisten ehemaligen Missionen der Deutschen und Italiener wurden mittlerweile durch die Provinz São Paulo übernommen, während die Provinz von Rio noch eigene Missionen im Landesinneren und am Oberlauf des Amazonas, sowie in Ecuador betreut.

Heiliger Abend in São Gonçalo, RJ
Jung (brasilianisch) und alt (niederländisch)
Die Zukunft – wenn alles gut geht

Paraguay

Asunción – Fernando de la Mora
Im Februar 2003 übertrug der Erzbischof von Asunción der spanischen Provinz der MSC die Pfarrei San Pío X in Fernando de la Mora, einer Stadt, die direkt an die Hauptstadt Asunción angrenzt. Angeschlossen an die Pfarrei ist die Residencia Seminario Misioneros del Sagrado Corazón, eine Einrichtung der Berufepastoral und Ausbildung für Interessenten an unserer Gemeinschaft. Neben der gewohnten Pfarrarbeit ist deshalb die Jugend- und Berufepastoral auch ein wesentlicher Schwerpunkt der Pfarrei.

Guatemala

San Agustin – Centro Faustino Villanueva  (unterstützt durch die irische Provinz)
Dieses Schulzentrum wurde von den MSC vor etwa dreißig Jahren in einer Regenwaldregion gegründet, mehr als 8 Stunden Fahrt von der Hauptstadt entfernt. Im riesigen Einzugsgebiet gibt es 120 (Kirchen-) Gemeinden, in denen es bis dahin keine Ausbildungsmöglichkeiten für arme Menschen gab. Anfangs arbeiteten die MSC mit Erwachsenen, die vorher nie eine Schulbildung genossen hatten, mittlerweile ist daraus eine Haupt- und Realschule mit mehr als 400 Kindern geworden, mit einem angeschlossenen Internat für die, denen ein regelmäßiger Besuch der Schule aufgrund der Entfernung zum Wohnort sonst nicht möglich wäre.

Ausbildung in Theorie und Praxis
Auch hier ist das Ziel der Schule natürlich, nachhaltig für die Zukunft der Kinder und der Region zu arbeiten. Dies gelang bisher sehr erfolgreich, gibt es doch mittlerweile etwa 200 frühere Schüler, die in diesem riesigen Gebiet als Lehrer arbeiten (zweisprachig, d.h. Indigene Sprachen und Spanisch). Neben dem normalen Schulunterricht bietet das Centro verschiedene Kurse an (Landwirtschaft, Landentwicklung, Kochen, Schreinern, Nähen), um nicht nur die intellektuellen, sondern auch die persönlichen, handwerklichen und sozialen Ressourcen der Kinder zu fördern.
Die Kinder übernehmen selbst die Sorge für die Tiere der Schule (Schweine und Geflügel) und bekommen beim Verkauf der Erzeugnisse erste Einblicke in Handel und Wirtschaft der Region. Selbst beim Bau eines neuen Trakts für Toiletten und Duschen wurden die Schüler aktiv beteiligt und konnten dabei neue Fähigkeiten entwickeln (bei der Planung, als Maurer, Verputzer und Schweißer). All dies war nur möglich durch die Spenden von Freunden der MSC aus der ganzen Welt, die mit der positiven Entwicklung dieser jungen Menschen großartige Früchte tragen.

Dominikanische Republik (inkl. Haiti)

In der dominikanischen Republik können wir Herz-Jesu-Missionare mittlerweile auf eine Geschichte von über 80 Jahren zurückblicken. 1935 entschied der Provinzial der kanadischen Provinz, eine neue Mission auf der Insel Hispaniola zu gründen. Die ersten Patres und Brüder, die kamen, hatten schon einige Jahre Missionserfahrung in Papua Neuguinea gesammelt, wo sie seit 1912 die französische Provinz unterstützt hatten. Mittlerweile hat sich die Situation umgedreht, die kanadische Provinz ist in Auflösung begriffen, die Mitbrüder aus der Dominikanischen Republik helfen dort noch aus und übernahmen auch deren Projekte.

Um ihre Aufgaben in Kirche und Welt bestmöglich zu erfüllen, zentriert sich die Provinz heute in ihrer Arbeit auf zwei Schwerpunkte:

die soziale Komponente
weiter kreativ und ganz nach dem Herzen Jesu den Nöten der Menschen begegnen und deren reale Situation in eine positive Richtung verändern

die spirituelle Komponente
kontinuierlich so an der Erneuerung der missionarischen Kommunitäten arbeiten, dass sie dem Geist unserer Kongregation und der Kirche entsprechen und auch in die säkulare Welt hineinwirken können.

Wie versucht die Provinz das?
1. Pfarrpastoral
Wir betreuen 18 Pfarreien, in denen wir versuchen, ganz nah an den Menschen zu sein, in wirklich persönlichen Kontakten, dabei unserem Ordensauftrag entsprechend sehr missionarisch. Gleichzeitig versuchen wir unsere Aufgaben in der Pfarrei so zu gestalten, dass unser Gemeinschaftsleben als MSC möglich bleibt und als solches auch in die Pfarreien hineinwirkt. Analog versuchen wir das in unseren Missionen in Kuba und Curazao.

2. Jugendpastoral
Die Jugendpastoral hat ihren Platz natürlich in allen Pfarreien, in denen wir wirken, zusätzlich aber auch in unserem Haus (Casa Universitaria Montesino, CUM) an der Universität in der Arbeit mit den Studenten dort.

3. Medienpastoral
Seit etwa 10 Jahren geben wir ein geistliches Magazin mit dem Namen Amigo del Hogar (Freund des Hauses) heraus, das wir auch selbst drucken und verlegen.

4. Ausbildung und Begleitung pastoraler Mitarbeiter
Dazu dienen die Angebote im Bildungshaus am Monte de Oración (Wallfahrtskirche) und im Zentrum für Berufepastoral in Nagua, Bibelschulen und ganz neu eine Schule für Missionstheologie („Levadura“).

5. Soziale Projekte
Über unsere Apotheken, Erste-Hilfe-Kurse, die Projekte Fundación Monumento Viviente und Corazón de Dios etc. versuchen wir, die Angebote für Gesundheit, Ernährung und Behausung für die Ärmsten zu sichern und zu erweitern. Gleichzeitig arbeiten wir konkret an weiteren Diensten in den Bereichen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

6. Bildungsarbeit
Sie geschieht zum einen in unseren Schulen in La Romana und San José de Las Matas, zum anderen durch unsere Bildungsangebote für arme und benachteiligte Jugendliche und Erwachsene in unseren Pfarreien.

Die neun MSC in Ausbildung mit ihren beiden Leitern