Liebe Freunde, Bekannte und Verwandte, liebe Mitbrüder! Mondombe, 19. Mai 2018
Mein Rundbrief über die ersten Monate des Jahres 2018 ließ diesmal auf sich warten. Dafür gibt es mehrere Gründe. Es hat sich viel ereignet, wodurch ich weder Zeit noch Gelegenheit hatte zu schreiben. Ich kann dankbar sein, dass es mir persönlich gut geht – keine Malaria, aber viel Schweiß, wenn die Mittagssonne vom Himmel brennt. Die Arbeitsbereiche sind wie immer vielfältig: Reparaturen aller Art (Solar-und Taschenlampen reparieren, Antennen zusammenlöten, Funkgeräte einrichten, wenn der Speicher versagt). Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude sind mehr als 50 Jahre alt: Eine Dachplatte auswechseln, Dachbalken – von Termiten zerfressen – ersetzen. Die Tür des Hühnerstalls erneuern… Und das nötige Material (Bretter) einkaufen. Wir haben eine Handwerkerschule, deren Studenten mit den Lehrern diese Arbeiten als Praktikum erledigen.
Das tiefgreifendste Ereignis dieser letzten Wochen ist der Tod unseres Missionars und Mitbruders P. Fritz Rezac. Er war mein Nachbar, Pfarrer in Yalusaka. Am Ostermontag ist er in Wien verstorben. R.I.P. Ich konnte für ihn im März den Transport mit einem Flieger in die Hauptstadt organisieren. Von Ikela nach Kinshasa sind es 1000 km. Stark geschwächt ist er in Begleitung von Pater Bruno Kuen in Wien angekommen. So ging ein von Glauben an Gott und Liebe für die Mitmenschen erfülltes Missionarsleben zu Ende. Ein junger Mitbruder wird seinen Platz einnehmen und ich stehe ihm als letzter Europäer mit Rat und Tat zur Seite. Die Trauerfeier für P. Rezac dauert mehrere Tage und Nächte. Wir haben hier bis 22 Uhr durchgehalten. Das sind Bräuche der Vorfahren, die streng eingehalten werden. Dabei wird viel Alkohol ausgeschenkt, geplaudert, Musik gespielt und getanzt. Die Gebetsstunde für den Verstorbenen haben wir in die Kirche verlegt. Da war es ruhiger.
Anfang des neuen Jahres kam die Nachricht: Eine Gruppe von 22 Chinesen ist mit zwei Schiffen in Boende angekommen, um Bau- und Edelholz abzutransportieren. Die Erlaubnis kam von der Regierung. Unser schützender Regenwald bekommt Löcher! Ende Februar fuhr ich mit Motorrad in andere Gemeinden meines Sprengels: 14 Tage für 12 Dörfer. Große Freude bei den Christen. Ein afrikanischer Spruch besagt „Der Vater kommt ins Dorf, der Hunger ist gestillt“. Die geistige Nahrung soll ihren Alltag bereichern und die Angst vor den Geistern nehmen.
Unsere Krankenschwester Christine betreut 20 kranke Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Sie haben Vitaminmangel, bekommen weiße Haare und eine blasse Hautfarbe. Einige sterben. Wir versuchen mit Zusatznahrung das Immunsystem zu stärken. Milch aus gestampften Sojabohnen ist dafür sehr gut geeignet. Dazu Zucker und etwas Fleisch. Aber das Geld fehlt. Ich gebe was möglich ist, aber es reicht nie. Wenn jemand dazu beitragen möchte, sind wir sehr dankbar. Ende April wurden alle Pfarrer nach Bokungu gerufen: Bischof Ambongo wollte sich verabschieden, der neue Verwalter der Diözese bis zur Ernennung des neuen Bischofs, Bischof Emery Kibal, stellte sich vor. So traf ich viele Pfarrer, die ich sonst nur am Funk zu hören bekomme.
Der Schulabschluss (Staatsexamen, Matura/Abitur) ist in vollem Gange. Dreifach werden die Schüler – und Eltern – finanziell ausgesaugt. Lehrer zu sein ist seit Jahren nur mehr eine Frage des Geldes, keine Berufung. Das Resultat sieht man dann an den erzielten Leistungen. Leider haben wir darauf keinen Einfluss und auch die Bischöfe „bedauern“ nur die Situation. Vor 10 Tagen ging die Nachricht durchs Radio: EBOLA Virus aufgetaucht, nicht zum ersten Mal. In der Gegend am Kongofluss breitet sich die Krankheit in Richtung Mbandaka aus. Die Ärzte raten zu Hygiene; Hände waschen, sauberes Trinkwasser, keine verendeten Tiere essen.
Liebe Freunde in der Heimat, diesmal ist ein bunter und vielseitiger Bericht entstanden. Ich grüße jeden von Euch ganz herzlich und verbleibe Euer Pater Peter Laschan, Mondombe, RD Kongo