Es ist Wahlkampf! Man kann sich am Wort stören, weil einem das Kämpfen immer schon suspekt war – oder man zu oft verloren hat in den Kämpfen, die einem das Leben als Aufgaben so vorstellt. Am Kämpfen ist prinzipiell nichts Ehrenrühriges. In manchen Phasen des Lebens (Latenz, Pubertät) hat es sogar eine besonders wichtige Bedeutung für eine gesunde Entwicklung. Auch Jesus, der Friedensfürst, hat unendlich viel gekämpft, auch wenn viele ihm das gerne absprechen, weil ein „lieber“ Jesus doch den ein oder anderen Vorteil zu haben scheint. Ein solcher Jesus macht auf jeden Fall keine Angst, im besten Fall wehrt er sich nicht einmal und man kann mit ihm machen, was man will. War doch so am Kreuz! Oder nicht?
Nein, der ganze Kreuzweg war ein Kampf, gegen die Last, gegen die Schwäche, gegen die Menschen, die am Weg standen und ihm sicher keine Nettigkeiten zuriefen. Man könnte sagen, sein ganzes Leben war ein Kampf gegen die öffentliche Meinung. Der ist zeitlos, wie uns die Geschichte lehrt.
Aber in Bezug auf die Beurteilung des Kampfes an sich ist der Kampf „gegen“ nur eine Nebenerscheinung zu dem, um den es eigentlich immer gehen sollte: um den Kampf „für“. Ich muss wissen, wofür ich kämpfe, meine Motivation entscheidet – neben der Wahl der Mittel – ob ich einen guten Kampf führe. Das muss ich prüfen, prüfen ob Ziel und Mittel einen Kampf erlauben oder sogar nötig machen.
Da kann mir mein Verstand helfen, weshalb ja auch generell viel Wert auf Bildung gelegt wird, weil man denkt, dass die meisten Übel dadurch verhindert werden können. Wie die Geschichte lehrt, ist dem leider nicht so, klügste Menschen haben furchtbare Dinge in die Welt gebracht und tun das noch heute. Was tun?
Die Herz-Jesu-Frömmigkeit weist auf das Entscheidende hin: Bildung ist nichts ohne Herzensbildung. Jesus hätte endlos predigen können und es hätte nichts bewirkt, wenn die Menschen nicht gespürt und erfahren hätten, dass er ein Herz für sie hat. Es ist das Herz – wenn es uns zur Verfügung steht –, das die klugen Entscheidungen trifft, das andere berühren und verändern kann, weil es eben auch die Gründe berücksichtigt, die der Verstand nicht kennt. Das lernt schon der kleine Prinz.
Was wird am Ende dieses Wahlkampfes stehen? Klar, es wird eine Partei gewählt werden, Abgeordnete. Und viele werden gute Gründe finden, warum der Wahl-Kampf so ausging und es gut so ist. Ich habe meine Zweifel, generell, ob er gut ausgehen kann. Denn parteiübergreifend höre ich harte Reden und harte Haltungen, ein Freund-Feind-Denken, bei dem es einem kalt über den Rücken läuft. Nichts im guten Sinne Menschliches. Auf keinen Fall ein Herz! Schon gar keins, das für den anderen schlägt, eines, das kluge Entscheidungen für den Kampf zur Verfügung stellen könnte. Davon lebte das Handeln Jesu. Gut, dass die neue Enzyklika „Dilexit nos“ darauf hinweist. Aber auch für sie gilt: Sie zu lesen bringt nichts, wenn sie nicht den Weg vom Verstand ins Herz findet. Der Herzlose führt sich selbst immer in die Irre. Leider oft auch andere. Die Geschichte ist voll davon!